Commerzbank will Strategie schärfen – Zukäufe möglich

Düsseldorf (Reuters) – Die von der italienischen Großbank Unicredit umworbene Commerzbank versucht wieder in die Offensive zu kommen.

Das Geldhaus kündigte am Freitag an, seine Mittel- und Langfrist-Strategie weiterentwickeln und die Ergebnisse im Februar vorlegen zu wollen. Die neue Commerzbank-Chef Bettina Orlopp sagte dem Magazin “Wirtschaftswoche”, das Institut könne auch über Zukäufe wachsen. Orlopps Vize Michael Kotzbauer pochte auf die Unabhängigkeit des Geldhauses. “Wir haben eine klare Strategie, von der wir überzeugt sind und die auf Eigenständigkeit beruht”, sagte er der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”.

Die laufende Weiterentwicklung der mittelfristigen Strategie- und Finanzziele “untermauert das Engagement und die Entschlossenheit der Commerzbank, das Wachstum und die Profitabilität der Bank zu steigern”, teilte das Institut mit. Die Strategie werde auf einem Kapitalmarkttag am 13. Februar vorgestellt.

Orlopp zufolge könnte die Commerzbank auch durch Übernahmen zulegen. “Wir können durch Zukäufe auch anorganisch wachsen”, sagte sie der “WirtschaftsWoche”. Vorstellbar seien solche Zukäufe “zum Beispiel im Bereich der Vermögensverwaltung”. “Zugleich werden wir uns im Firmenkundengeschäft nach Zukäufen umschauen”, sagte Orlopp weiter. Das Geldhaus wolle sich bei Übernahmen insgesamt darauf konzentrieren, seinen Kunden neue Dienstleistungen anzubieten, fügte Orlopp hinzu. Übernahmen seien aber nicht der einzige Weg, um weiter zu wachsen. Entsprechendes Potenzial sehe sie etwa bei der Direktbank-Tochter Comdirect.

Kotzbauer warnte, eine Übernahme durch die Unicredit könne auch negative Folgen für den Wettbewerb haben. “Weniger Anbieter im Markt bedeuten selbst bei günstigeren Kosten nicht unbedingt auch günstigere Preise für Firmenkunden, denn der Wettbewerb nimmt ab”, sagte er der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Auch werde durch eine Fusion keine wirkliche europäische Großbank entstehen: “Ein Zusammengehen mit Unicredit wäre im Kern eine nationale Konsolidierung.” Dann werde im Kern die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank mit der Commerzbank zusammengelegt. “Mit Blick auf Europa und die Bankenunion brächte uns das keinen Schritt weiter”, fügte er hinzu. Orlopp hatte bereits bei ihrem Amtsantritt betont, die Strategie der Bank basiere auf der Eigenständigkeit der Bank. Unicredit-Chef Andrea Orcel argumentiert dagegen, er sehe in großen und starken Banken einen Vorteil für Europa. Ein fragmentierter Banken-Markt sei ein Hindernis für weiteres Wachstum.

Italiens zweitgrößte Bank Unicredit hat sich über Finanzderivate nach eigenen Angaben Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert. Sie hat zudem beantragt, die Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent der Anteile ausbauen zu können. Überschreitet sie diese Schwelle weiter, wird ein Übernahmeangebot fällig. Die Bundesregierung hält noch zwölf Prozent an dem Frankfurter Institut und hat weitere Verkäufe aus dem in der Finanzkrise erworbenen Paket auf Eis gelegt. Die Commerzbank, deren Belegschaft, die Gewerkschaft Verdi und der Bund stehen einer Übernahme durch die Italiener skeptisch gegenüber.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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