Rekordlust an Europas Börsen ungebrochen – Luxusaktien erholen sich

Frankfurt (Reuters) – Gestützt auf eine Erholung bei Technologie- und Luxusaktien haben Europas Aktienmärkte ihren Höhenflug am Freitag fortgesetzt.

“Grünes Licht von der Europäischen Zentralbank für weitere Zinssenkungen, Stabilisierungssignale aus China und gut gelaunte US-Konsumenten – der Weg des geringsten Widerstands führt am Aktienmarkt derzeit nach oben”, fasste Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, zusammen.

Der EuroStoxx50 kletterte bis zum Mittag um 0,7 Prozent auf 4979 Punkte. Der Dax gewann 0,3 Prozent auf 19.637 Zähler und lag damit nur rund zehn Punkte unter seinem am Donnerstag erreichten Rekordhoch. “Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dass auch die 19.500 Punkte im Dax noch ein günstiges Einstiegsniveau sind”, sagte Stanzl. Auf Wochensicht steuerte der Leitindex einen Gewinn von 1,3 Prozent an. Seit Jahresbeginn hat er rund 17 Prozent zugelegt und dürfte Strategen zufolge dank der geldpolitischen Lockerungen noch Luft nach oben haben.

Die EZB hatte wie an den Finanzmärkten erwartet den maßgeblichen Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent gesenkt. “Christine Lagarde und der EZB-Rat haben somit die Leitplanken entsprechend gesetzt, dass es den Unternehmen wieder erleichtert werden sollte, Investitionskapital aufzunehmen und Innovationen günstiger in die Wege zu leiten”, sagte Marktanalyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades. “Das niedrigere Zinsklima macht das Investieren in Aktien entsprechend attraktiver.”

CHINA-BÖRSEN HAUSSIEREN NACH DATEN UND GELDSPRITZEN

Etwas weniger schlimm als an den Börsen befürchtet steht es um die Wirtschaft Chinas. Diese wuchs Daten vom Freitag zufolge im dritten Quartal mit 4,6 Prozent im Jahresvergleich so langsam wie seit Anfang 2023 nicht mehr. Dabei bleibt der schwächelnde Immobiliensektor eine große Herausforderung, wobei die Konsum- und Industrieproduktionszahlen des vorigen Monats die Prognosen übertrafen. Investoren hoffen nun auf weitere Stützungsmaßnahmen.

Die chinesischen Aktienmärkte legten am Freitag kräftig zu. Börsianern zufolge halfen die üppigen Geldspritzen der Notenbank, von denen zum Wochenschluss zwei Programme in Kraft traten. Das gab auch den Kupferpreisen Auftrieb, die an der Londoner Terminbörse um 1,2 Prozent auf 9629 Dollar je Tonne zulegten. Die Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität am Kapitalmarkt seien positiv für die Metalle, sagte ein Händler.

SCHNÄPPCHENJAGD BEI LUXUSWERTEN

Bei den nach den enttäuschenden Zahlen von LVMH unter Druck geratenen Luxuswerten gingen Investoren auf Schnäppchenjagd. “Es besteht ein erhebliches Interesse der Anleger, in den Sektor einzusteigen, da man das Gefühl hat, dass wir möglicherweise einen Tiefpunkt in der Performance erreicht haben”, sagt Bernstein-Analyst Luca Solca. Zudem dürften die stark vom China-Geschäft abhängigen Konzerne von einer Konjunkturankurbelung im Reich der Mitte profitieren. Die Aktien von Kering stiegen um 4,4 Prozent, LVMH um mehr als drei Prozent und Hermes um zwei Prozent.

Auch Technologiewerte wanderten zurück in die Depots, nachdem ein schwacher Ausblick des Chipkonzerns ASML am Dienstag eine weltweite Verkaufswelle ausgelöst hatte. Der Branchenindex stieg um zwei Prozent.

Europaweit waren zudem Aktien aus dem Automobilsektor gefragt. Größter Dax-Gewinner mit einem Aufschlag von 5,6 Prozent waren Daimler Truck, gefolgt von Porsche AG mit einem Plus von 2,5 Prozent. Volvo standen nach anfänglichen Verlusten rund 1,7 Prozent höher. Der schwedische Nutzfahrzeughersteller hat im dritten Quartal weniger verdient als erwartet. Ebenso aufwärts ging es für Titel aus dem Bereich Basisrohstoffe, Abwärts ging es hingegen für Finanz- und Immobilienfirmen.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK9H07N-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami