Europäische Börsen schwächer – SAP im Blick

Frankfurt (Reuters) – Wenige Stunden vor dem Startschuss der deutschen Bilanzsaison zeigen sich die Börseninvestoren vorsichtig.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils ein halbes Prozent schwächer bei 19.560 und 4963 Punkten. Die Anleger warten auf die Ergebnisse des deutschen Software-Konzerns SAP am Abend, die die heiße Phase der deutschen Bilanzsaison einläuten. Im weiteren Wochenverlauf legen etwa ein halbes Dutzend Dax-Konzerne Zahlen vor. Zugleich stehen die Finanzberichte weiterer US-Schwergewichte wie IBM und Tesla an.

“Die Konzernbilanzen werden ein sehr wichtiger Faktor für die künftige Richtung am Aktienmarkt sein, da sie zeigen werden, ob die aktuellen Kursniveaus gerechtfertigt sind oder nicht”, sagte Chris Scicluna, Chefanalyst beim Broker Daiwa Capital Markets in London. Laut Jochen Stanzl, dem Chefanalysten beim Broker CMC Markets, könnten die anstehenden Finanzberichte auch über einen eventuellen Sprung des Dax über die 20.000-Punkte-Marke entscheiden. “Der Berichtszeitraum Juli bis September umfasst auch den August, in dem die Anleger fest mit einer Rezession in den USA rechneten, die dann aber nicht eintrat”, erläuterte der Experte.

SPEKULATIONEN AUF TRUMP-SIEG BEFLÜGELN BITCOIN & CO.

Auf die Stimmung drückten auch Sorgen über die chinesische Wirtschaft. Investoren warten nach wie vor auf weitere Details zu den fiskalischen Stützungsmaßnahmen der politischen Entscheidungsträger. “Konkrete Pläne könnten erst Ende Oktober oder Anfang November nach der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses vorliegen”, sagte Chaoping Zhu, Stratege bei der Vermögensverwaltungssparte der US-Großbank JP Morgan in Shanghai. Dabei hat die erwartete Zinssenkung der chinesischen Zentralbank die Laune der Investoren in Asien nur begrenzt heben können. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen schlossen am Montag jeweils nur knapp im Plus.

Spekulationen auf einen Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl beflügelten die Kryptowährungen. Der Bitcoin rückte zeitweise um bis zu 1,6 Prozent auf 69.487 Dollar vor und war damit so teuer wie seit Anfang Juni nicht mehr. Gewinnmitnahmen drückten ihn daraufhin zurück auf rund 68.300 Dollar. Andere Cyber-Devisen wie Ethereum und Ripple rückten um 2,5 und gut anderthalb Prozent vor. Aktuelle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Trump hin. Der ehemalige US-Präsident hatte vor einiger Zeit bei einer Wahlkampfveranstaltung angekündigt, im Falle eines erneuten Sieges ein “Krypto-Präsident” werden zu wollen. “Da es nur noch 15 Tage bis zu den US-Wahlen sind, müssen die Händler entscheiden, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, mit größerer Überzeugung zuzugreifen”, konstatierte Chris Weston, Chefanalyst beim australischen Online-Broker Pepperstone.

INFINEON UND MÜNCHENER RÜCK FALLEN NACH HERABSTUFUNGEN

Bei den Einzelwerten drückte ein negativer Analystenkommentar die Aktie des Chipherstellers Infineon. Die Titel gaben gut zwei Prozent auf 30,13 Euro nach. Die Experten von Morgan Stanley hatten sie auf “Equal-Weight” nach zuvor “Overweight” herabgestuft. Das Kursziel wurde auf 30 von 37 Euro gesenkt. Hintergrund sei die Aussicht auf Probleme in Infineons Geschäft mit Halbleitern für die Automobilindustrie angesichts der aktuellen Schwäche in der Branche.

Eine Herabstufung schickte auch die Münchner Rück auf Talfahrt. Die Aktie des Rückversicherers verlor 2,3 Prozent. Die Experten der US-Investmentbank Jefferies hatten ihre Bewertung für die Papiere auf “Hold” von zuvor “Buy” gesenkt. Die starken Kursgewinne, die nach dem Hurrikan Milton angehalten hätten, gäben den Aktien wenig weiteres Aufwärtspotenzial. Münchner Rück sind in diesem Jahr um insgesamt rund 30 Prozent gestiegen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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