Hannover Rück: Autoversicherung wird auch 2025 teurer

Baden-Baden (Reuters) – Die deutschen Autoversicherer werden nach Berechnungen der Hannover Rück trotz erneut kräftiger Preiserhöhungen auch im nächsten Jahr nicht aus den roten Zahlen kommen.

“Wenn es gut läuft, wird der Kfz-Markt erst 2026 wieder im Plus sein”, sagte Jonas Krotzek, Zentralbereichsleiter beim größten Auto-Rückversicherer in Deutschland, der Hannover-Rück-Tochter E+S Rück, am Montag in Baden-Baden. Die Kfz-Prämien dürften 2025 im Schnitt um 12,5 Prozent steigen, schätzt E+S-Rück-Experte Stefan Schmuttermair. Unter dem Strich seien effektive Preiserhöhungen von knapp zehn Prozent zu erwarten, bei Vollkasko-Tarifen sogar um zwölf Prozent. Doch selbst damit schrieben die Erstversicherer noch Verluste.

Steigende Werkstattkosten und teurere Ersatzteile belasten die Kfz-Versicherer seit 2022 massiv. Im vergangenen Jahr lag der versicherungstechnische Verlust branchenweit laut Hannover Rück bei 3,4 Milliarden Euro, in diesem Jahr seien immer noch 2,3 Milliarden zu erwarten. Der Branchenverband GDV berichtete, die Ersatzteilpreise seien im Vergleich zum Vorjahr um mehr als sechs Prozent gestiegen. “Die Werkstattkosten lagen schon 2023 mit 188 Euro pro Stunde auf einem Rekordwert”, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Kostete die Behebung eines Haftpflicht-Schadens 2013 noch 2500 Euro, waren es 2023 schon 4000 Euro. Dazu kommt, dass die Reparatur von Elektroautos deutlich teurer ist.

Die Kfz-Versicherung ist die mit Abstand größte Sparte in der Schaden- und Unfall-Sparte der Versicherer. Im laufenden Jahr dürften die Beitragseinnahmen branchenweit um zehn Prozent auf 33,3 (2023: 30,2) Milliarden Euro steigen, 2025 im gleichen Maß auf 36,2 Milliarden. Die Hannover Rück gibt den Kfz-Versicherern eine Mitschuld an den schlechten Zahlen. Sie seien bei den Preiserhöhungen nicht diszipliniert genug und hätten bei Neuabschlüssen immer noch Rabatte eingeräumt, um neue Kunden anzulocken. “Beim Tarifwechsel sind die Maßnahmen verpufft”, sagte Schmuttermair. Doch die Schadenrückstellungen, also die Puffer in den Bilanzen, seien inzwischen aufgebraucht. Deshalb seien die Erstversicherer noch mehr darauf angewiesen, dass die Preiserhöhungen wirklich griffen.

Im Schnitt müssten die Verbraucher im nächsten Jahr dann 299 für die Kfz-Haftpflicht zahlen, rechnete Schmuttermair vor. 2023 waren es noch 256 Euro. In der Vollkasko-Versicherung würden im Schnitt 412 Euro fällig nach 333 Euro im Jahr 2023. Sparen lasse sich durch höhere Selbstbehalte. 80 Prozent der Verträge sähen Selbstbehalte von 300 oder 500 Euro vor – ebensoviel wie vor 30 Jahren.

Auch die Rückversicherer drängen ihre Kunden zu höheren Prämien. “Wir sind engagiert geblieben, wo die Erstversicherer ihre Preise angepasst haben”, sagte Münchener-Rück-Vorständin Clarisse Kopff. Man bleibe aber vorsichtig. Bis zu schwarzen Zahlen werde es für die Kfz-Versicherer “ein langer Weg”. In Baden-Baden trifft sich seit Sonntagabend die Rückversicherungsbranche mit ihren Kunden, den Erstversicherern und Maklern, zum jährlichen Branchentreffen. Es ist traditionell der Auftakt für die Neuverhandlung der Verträge zum 1. Januar, vor allem für den deutschen und europäischen Markt.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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