Deutsche Bank kassiert bei Postbank Niederlage vor Gericht

Düsseldorf (Reuters) – Die Deutsche Bank hat im jahrelangen Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank eine juristische Schlappe eingesteckt.

Das Oberlandesgericht (OLG) Köln gab den Klägern am Mittwoch umfassend recht – die Deutsche Bank muss ihnen nun mehr Geld zahlen. Sie hatte indes schon entsprechende Rückstellungen gebildet und konnte davon bereits wieder einen Teil auflösen. Auch dies verhalf dem Frankfurter Geldhaus im dritten Quartal zu einer deutlichen Steigerung des Gewinns.

Die ehemaligen Postbank-Aktionäre setzten vor dem OLG Köln durch, dass die Deutsche Bank einen Aufschlag für die vor 14 Jahren erfolgte Übernahme der Postbank zahlen muss. Die Kläger hatten das Übernahmeangebot der Deutschen Bank für die Postbank über 25 Euro je Aktie 2010 angenommen, klagten dann aber gegen das Institut und forderten stattdessen 57,25 Euro. Sie argumentieren, sie hätten Anspruch auf den höheren Preis, weil die Deutsche Bank schon zwei Jahre vorher ein Pflichtangebot hätte abgeben müssen, nachdem sie 29,75 Prozent der Postbank-Anteile von der Deutschen Post gekauft hatte – für 57,25 Euro je Aktie. Damit war sie bewusst unter der Marke von 30 Prozent geblieben, oberhalb der ein Pflichtangebot an alle Aktionäre fällig wird. Strittig war, ob die Deutsche Bank durch ihre späteren Vereinbarungen mit der Post de facto nicht doch schon vor 2010 Zugriff auf deren verbliebenen Anteil hatte.

Das Oberlandesgericht Köln gab den 13 verbliebenen Klägern nun in vollem Umfang recht. Damit kommen weitere Nachzahlungen auf die Deutsche Bank zu. Mit einem Teil der Postbank-Kläger hatte sie sich bereits vorher verglichen. “Das Urteil gefällt uns nicht”, räumte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing in einer Analysten-Konferenz ein. Dennoch merkte der Manager an: “Im abgelaufenen Quartal haben wir wichtige Fortschritte dabei erzielt, juristische Altlasten hinter uns zu lassen.”

An der Börse war die Deutsche Bank mit einem Minus von 2,3 Prozent der größte Verlierer im Leitindex Dax. Dabei kam bei den Anlegern vor allem die Aufstockung der Risikovorsorge für faule Kredite nicht gut an.

INVESTMENTBANKING BOOMT

Dagegen liefen die Geschäfte des deutschen Branchenprimus im abgelaufenen dritten Quartal rund. Nach Steuern und Anteilen Dritter kletterte der Gewinn auf 1,46 (Vorjahr: 1,03) Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten von rund 1,4 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal hatte noch eine milliardenschwere Rückstellung für den Postbank-Rechtsstreit der Bank einen Verlust beschert. Nun konnte das Institut nach Einigungen mit Postbank-Klägern einen Teil der Rückstellung in Höhe von 440 Millionen Euro auflösen, was das Ergebnis trieb. Zudem boomten die Geschäfte in der Investmentbank.

Die Deutsche Bank könnte ihre ursprünglichen Ziele für die Kapitalausschüttung an seine Aktionäre nun übertreffen. Das Geldhaus beantragte die Genehmigung für weitere Aktienrückkäufe. Zudem zeigte sich Finanzchef James von Moltke zuversichtlich, “dass wir unsere Ertragsprognose von 30 Milliarden Euro für das Jahr 2024 erreichen werden.” Das Institut sei auch auf Kurs zu seinen Zielen für 2025.

Die Erträge legten im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um fünf Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zu. Zudem trat der Vorstand weiter auf die Kostenbremse. Die Deutsche Bank habe ihr Ziel, bis Jahresende rund 3300 Stellen abzubauen, zu mehr als 90 Prozent erreicht, hieß es. Im dritten Quartal wurden rund 600 Stellen abgebaut.

In den Geschäftsbereichen konnte vor allem die Investmentbank zulegen. Hier stiegen die Erträge um elf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. In der Unternehmens- sowie der Privatkundenbank lief es dagegen weniger rund. Die Deutsche Bank steht mit den Zuwächsen in der Investmentbank nicht allein. Auch bei vielen US-Instituten glänzte das Investmentbanking – bei der Großbank Morgan Stanley sorgte es etwa für einen Gewinnsprung. Morgan-Stanley-Finanzchefin Sharon Yeshaya hatte Reuters gesagt, sie rechne auch für die kommenden Quartale mit Zuwächsen im Geschäft mit der Beratung von Übernahmen und Kapitalmaßnahmen.

DEUTSCHE BANK: COMMERZBANK FÜR UNS KEIN THEMA

Weniger gut kam bei den Anlegern der Deutschen Bank dagegen die Aufstockung der Risikovorsorge für faule Kredite an. Auf rund 1,4 (1,07) Milliarden Euro summierte sich diese nach neun Monaten. Im Gesamtjahr könne die Summe auf 1,8 Milliarden Euro und damit höher als früher angenommen ansteigen, sagte von Moltke. Offenbar färbe die flaue wirtschaftliche Lage in Deutschland auf die Deutsche Bank ab, erklärten JPMorgan-Analysten.

Ein Einstieg bei der heftig vom Rivalen Unicredit umworbenen Commerzbank kommt für die Deutsche Bank indes nicht in Frage. Die Deutsche Bank warte nicht auf Anrufe in Sachen Commerzbank, sagte Finanzchef von Moltke. Das Geldhaus wolle in Sachen Übernahmen nicht in den Ring steigen, dies gelte auch in anderen Fällen, betonte er.

(Bericht von Tom Sims, Emma-Victoria Farr und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK9M04Y-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami