Triebwerksbauer MTU kommt mit Rückrufaktion voran

München (Reuters) – Der Münchner Flugzeug-Zulieferer MTU Aero Engines kommt nach eigenen Angaben mit dem Rückruf von bis zu 3000 Getriebefan-Triebwerken voran.

“Den akuten Krisenmodus haben wir hinter uns gelassen”, sagte MTU-Vorstandschef Lars Wagner am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Die Triebwerke müssen in den nächsten Jahren – teils vorzeitig – in die Werkstatt, weil in ihnen eine womöglich defekte Turbinenscheibe des Partners Pratt & Whitney (RTX) verbaut ist. Die Inspektion dauere inzwischen im Schnitt nur noch 100 Tage, anfangs waren es 150, sagte Wagner.

Das reduziert die Ausfallzeiten der Fluggesellschaften, die Pratt & Whitney und MTU entschädigen müssen, und blockiert weniger Kapazitäten in den Werkstätten. Im Schnitt blieben 450 Flugzeuge außerplanmäßig am Boden, weil keine Ersatztriebwerke verfügbar sind. MTU hatte im vergangenen Jahr 900 Millionen Euro für die Rückrufaktion zurückgestellt. Um die Rückstellungen zum Teil aufzulösen, sei es aber zu früh, sagte Finanzvorstand Peter Kameritsch. “Wir sind noch am Anfang, nicht über den Berg.”

Wagner sagte, der Rückruf werde den operativen Mittelzufluss (Free Cashflow) noch zwei Jahre lang belasten. In den ersten neun Monaten 2024 schlagen sich die Extrakosten dort ebenso nieder wie die Engpässe in den Lieferketten: Per Ende September lag der Free Cashflow mit 213 (2023: 257) Millionen Euro unter Vorjahr. Zum Jahresende soll er einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag erreichen. “Diesen Herausforderungen begegnen wir mit einem stringenten Cash-Management und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung”, sagte Kameritsch. Bilanziell hat MTU das Thema bereits verdaut: Der bereinigte Nettogewinn lag in den ersten neun Monaten mit 541 Millionen Euro um 23 Prozent über dem Vorjahreswert.

Der Boeing- und Airbus-Zulieferer hatte seine operativen Gewinnerwartungen für 2024 schon vor gut einer Woche auf ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mehr als einer Milliarde Euro nach oben geschraubt – diesen Wert hatte sich Vorstandschef Wagner eigentlich erst für 2025 vorgenommen. “Dieses positive Momentum nutzen wir, um die Zukunftsfähigkeit der MTU noch weiter auszubauen”, sagte er. “Wir bauen unsere Kapazitäten aus und setzen auf Digitalisierung und Automatisierung.”

Die GTF-Triebwerke kommen vor allem bei den A320-Maschinen von Airbus zum Einsatz. Sie stehen für etwa 60 Prozent des MTU-Umsatzes im lukrativen Geschäft mit neuen Flugzeugantrieben – das aber nur ein Drittel des Konzernumsatzes ausmacht. Der große Rest entfällt auf Wartung und Instandhaltung, die aber weniger renditeträchtig ist. In den ersten neun Monaten verdiente MTU in der zivilen Instandhaltung vor Zinsen und Steuern 300 Millionen Euro (Ebit), mit neuen Triebwerken für Passagier- und Militärflugzeuge aber 444 Millionen.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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