Ölkonzern Adnoc hält schon fast zehn Prozent an Covestro

München (Reuters) – Der arabische Ölriese Adnoc hat sich schon vor dem offiziellen Startschuss seines Übernahmeangebots für Covestro fast zehn Prozent an dem Leverkusener Kunststoffkonzern gesichert.

Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Prospekt hervorgeht, hält der Staatskonzern aus Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits 9,71 Prozent der Covestro-Aktien. Die übrigen Aktionäre haben nun knapp fünf Wochen lang – bis zum 27. November – Zeit, das Übernahmeangebot von Adnoc über 62 Euro je Aktie anzunehmen. Die im Leitindex Dax enthaltenen Covestro-Papiere hatten am Donnerstag bei 58,30 Euro geschlossen. Für die bisher zusammengekauften Aktien hat Adnoc maximal 58,50 Euro gezahlt.

Voraussetzung für die Übernahme ist, dass Covestro bis Ende November mehr als 50 Prozent der Papiere einsammeln kann. Für 100 Prozent müsste Adnoc 11,7 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Zudem hat der Großaktionär eine Kapitalerhöhung um 1,17 Milliarden Euro versprochen. Einschließlich Schulden wird die ehemalige Bayer-Tochter Covestro mit fast 16 Milliarden Euro bewertet. “Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro begrüßen und unterstützen das Übernahmeangebot”, hieß es in der Mitteilung. Sie haben sich verpflichtet, den Aktionären dessen Annahme zu empfehlen, wenn sich die Araber an ihre Zusagen halten. Sie sollen künftig vier der sechs Anteilseigner-Vertreter im Aufsichtsrat stellen, darunter den Aufsichtsratschef.

Bis die Covestro-Aktionäre ihr Geld bekommen, brauchen sie aber noch Geduld. Wenn Adnoc die 50-Prozent-Schwelle erreicht, gibt es vom 3. bis 16. Dezember eine zweite Annahmefrist. Vor dem Vollzug der Übernahme müssen auch die wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen in diversen Ländern und die Erlaubnis nach dem Außenwirtschaftsgesetz vorliegen – spätestens bis 2. Dezember 2025. Auf eine Dividende müssen die Covestro-Aktionäre bis dahin verzichten, auch das ist eine Bedingung des Übernahmeangebots. Sie waren freilich schon für 2022 und 2023 leer ausgegangen.

Einen Beherrschungsvertrag mit Covestro hat Adnoc in der Vereinbarung bis Ende 2028 ausgeschlossen, nicht aber einen Rückzug des Dax-Konzerns von der Börse – entweder mit oder ohne einen Zwangsausschluss der übrigen Aktionäre.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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