Überraschend starker Ifo-Index hilft Dax auf die Sprünge

Frankfurt (Reuters) – Der unerwartet kräftige Anstieg des Ifo-Index hat den Dax zum Wochenschluss gestützt.

Der deutsche Leitindex rückte um 0,3 Prozent auf 19.495 Zähler vor. Der EuroStoxx50 notierte 0,1 Prozent fester. Dass sich die Gewinne in Grenzen hielten, ist aus Sicht vieler Analysten nur allzu verständlich: Die Erholung beim Ifo-Geschäftsklima spreche zwar gegen eine tiefe Rezession, sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Doch das Winterhalbjahr werde für die deutsche Wirtschaft schwierig. “Das wahrscheinlichere Szenario bleibt eine Stagnation im Winterhalbjahr gefolgt von einer blutleeren Erholung ab dem Frühjahr.”

Nach Einschätzung der Experten bei der Helaba dürfte der jüngste Lichtblick für die deutsche Wirtschaft auch nicht allzu viel an den Zinssenkungsabsichten der Europäischen Zentralbank (EZB) ändern. “Das Ifo-Niveau ist weiterhin niedrig und wohl erst eine nachhaltige Serie von Verbesserungen würde die Perspektiven für das deutsche Wachstum merklich aufhellen.”

Das wichtigste Barometer für die Konjunktur in Deutschland stieg im Oktober auf 86,5 Zähler von 85,4 Punkten im Vormonat. Zuvor hatte es vier Rückgänge in Folge gegeben. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 85,6 Zähler gerechnet.

WIE GROß WIRD DER NÄCHSTE ZINSSCHRITT DER EZB?

Am Markt wird angesichts der Konjunkturschwäche im Euro-Raum derzeit über das Tempo und Ausmaß weiterer Zinssenkungen diskutiert. Vergangenen Donnerstag hatten die Notenbanker zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins nach unten geschraubt. Anleger rechnen nun in den nächsten Monaten mit weiteren Lockerungen. Der Euro fiel in dieser Woche zeitweise auf 1,0760 Dollar, den tiefsten Stand sei fast vier Monaten. Am Freitag bewegte sich die Gemeinschaftswährung dagegen kaum und verharrte bei 1,0826 Dollar. Auch der Dollar-Index trat mit 104,0560 Punkten auf der Stelle.

Auf der Unternehmensseite rückte vor allem der Autosektor ins Rampenlicht, der durch einen Gewinneinbruch bei Mercedes-Benz belastet wurde. Im Dax ging es für die Aktien des Stuttgarter Autobauers 1,1 Prozent bergab – am Morgen hatte sich der Verlust auf knapp vier Prozent summiert. Die Titel von Continental notierten 2,2 Prozent schwächer, BMW und Volkswagen gaben zeitweise 1,5 und 1,2 Prozent nach. Deutschlands Autobauer litten unter einer schwächeren Nachfrage, sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. “Gerade teurere Modelle der Marke Mercedes verkaufen sich in diesen Tagen nur schwer, vor allem in China.” Dort hält sich die betuchte Kundschaft wegen der Krise am Immobilienmarkt bei der Anschaffung von Top-Modellen wie S-Klasse und Maybach nach jahrelangem Boom stark zurück. Wie es um die Porsche-Bilanz bestellt ist, wird sich am späten Nachmittag zeigen. Die Aktien notierten im Vorfeld der Zahlen gut ein Prozent fester.

HEIDELBERG MATERIALS FOLGEN HOLCIM INS PLUS

Gefragt war der Baustoffkonzern Heidelberg Materials. Die Papiere folgten denen des Schweizer Konkurrenten Holcim nach dessen erfreulicher Bilanz ins Plus und notierten im Dax 2,3 Prozent fester. Holcim lagen bis zu zwei Prozent höher. Der Zementkonzern hat im dritten Quartal dank der verstärkten Ausrichtung auf höherwertige Produkte mehr verdient.

An der Börse Stockholm nahmen Anleger Reißaus bei Electrolux. Der bereinigte Betriebsgewinn hat sich bei dem schwedischen Haushaltsgerätehersteller im dritten Quartal mit 717 Millionen Kronen (62 Millionen Euro) zwar mehr als verdoppelt. Doch die Investoren hatten mehr erwartet. Die Aktien rutschten um mehr als 15 Prozent ab.

Am Rohstoffmarkt richtete sich der Fokus erneut vor allem auf den Ölpreis. Aufgrund der anhaltenden Spannungen in Nahost verteuerten sich das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI in der Spitze um 0,7 Prozent auf 74,92 beziehungsweise 70,69 Dollar je Fass. Auf Wochensicht stieg der Preis um mehr als eineinhalb Prozent. Unklar ist weiterhin, wie Israel auf einen Raketenangriff des Iran von Anfang Oktober reagieren wird. Am Markt wurde befürchtet, dass die Ölinfrastruktur des Irans zum Ziel werden könnte. Das schürte in den vergangenen Wochen immer wieder Versorgungsängste. Ihre Hoffnungen setzten Anleger nun in die für die kommenden Tage geplante Wiederaufnahme der Gespräche über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen.

(Bericht von: Daniela Pegna. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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