Frankfurt (Reuters) – Der Chemiekonzern BASF blickt angesichts des schwierigen Wirtschaftsumfelds vorsichtiger auf das Gesamtjahr.
Zwar bekräftigte das Ludwigshafener Unternehmen am Mittwoch seine Ergebnisziele für 2024, geht aber nun davon aus, nur noch das untere Ende der prognostizierten Bandbreite für den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 8,0 bis 8,6 (2023: 7,7) Milliarden Euro zu erreichen. Die schwache Nachfrage in der Automobilindustrie trifft auch BASF spürbar. “Im Moment stehen die Vorzeichen für die Automobilindustrie insgesamt nicht sehr positiv da”, sagte Vorstandschef Markus Kamieth. “Und wir erwarten, dass es im vierten Quartal keine Belebung geben wird.”
Der weltgrößte Chemiekonzern erzielte im vergangenen Jahr gut ein Fünftel seines Konzernumsatzes mit der Autoindustrie. BASF erwartet 2024 nun einen Rückgang der weltweiten Pkw-Produktion von bis zu 2,5 Prozent statt einer stabilen bis leicht rückläufigen Produktion. Die Autobranche leidet massiv unter der eingebrochenen Nachfrage nach Elektroautos und einer allgemeinen Kaufzurückhaltung, zahlreiche Zulieferer haben angekündigt, Stellen zu streichen und Werke zu schließen. Bei VW sind Zehntausende Arbeitsplätze bedroht.
“Im Vergleich zu unseren Erwartungen zu Jahresbeginn sind die Geschäftsentwicklungen in der Automobilindustrie und im Agrarsektor schwächer”, sagte Kamieth. Das werde sich in den kommenden Monaten weiter negativ auswirken. Für das vierte Quartal warnte BASF vor möglichen weiteren Preisrückgängen und einem geringer als erwarteten Mengenwachstum. Es könnten sich aber auch Chancen aus einer positiven Nachfrage- und Margenentwicklung ergeben.
“ZIEHEN KOSTENEINSPARPROGRAMME VOLL DURCH”
Im dritten Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis von BASF um fünf Prozent auf 1,62 Milliarden Euro, was in etwa den Analystenerwartungen entsprach. Der Umsatz lag mit gut 15,7 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. In den Sparten, die der Vorstand inzwischen als Kerngeschäfte ansieht, habe sich die positive Ergebnisdynamik im dritten Quartal fortgesetzt, erklärte Kamieth – angetrieben durch höhere Mengen und Margen. Allerdings belastete neben einer schwachen Nachfrage aus dem Automobilmarkt auch ein Ergebniseinbruch im Agrargeschäft. Für Gegenwind sorgten zudem geringere Preise in nahezu allen Segmenten und negative Währungseffekte.
In der Chemieindustrie hatte sich das Geschäftsklima nach Angaben des Ifo-Instituts zuletzt wieder eingetrübt. Aufgrund der schwachen Nachfrage sind viele Unternehmen gezwungen, ihre Preise zu senken. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnte zu Wochenbeginn, dass sich die Lage in den kommenden Monaten weiter verschlechtern könnte.
Kamieth, der seit April an der Spitze des Unternehmens steht, hatte vor gut einem Monat einen umfassenden Konzernumbau angekündigt, um den Chemieriesen wieder auf Kurs zu bringen. Im Stammwerk Ludwigshafen prüft BASF die Schließung weiterer Anlagen. Geschäftsbereiche sollen teilweise verkauft und das Agrargeschäft an die Börse gebracht werden. Die Aktionäre müssen sich zudem auf deutliche Einbußen bei der Dividende einstellen.
Der unter hohen Produktionskosten leidende Konzern schreibt in Deutschland bereits seit zwei Jahren rote Zahlen. Der Sparkurs wurde schon verschärft und Stellen gestrichen. BASF bekräftigte das Ziel, die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um 2,1 Milliarden Euro zu drücken. “Wir ziehen bei unseren Kosteneinsparprogrammen voll durch. Das ist auch erforderlich, um unsere Wettbewerbsfähigkeit gerade in dem schwierigen Wettbewerbsumfeld Europa, aber auch in anderen Regionen zu sichern und auch auszubauen”, sagte Finanzchef Dirk Elvermann.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)