Frankfurt (Reuters) – Eine Reihe trüber Firmenbilanzen hat die europäischen Börsen am Mittwoch in die Knie gezwungen.
Der Dax verlor am Vormittag 0,7 Prozent auf 19.340 Punkte und entfernte sich damit weiter von seinem Allzeithoch. Der EuroStoxx50 fiel um ein Prozent auf 4889 Zähler.
Für eine positive Überraschung sorgte die gewachsene deutsche Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September wegen höherer Konsumausgaben um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, statt wie von Ökonomen erwartet um 0,1 Prozent zu schrumpfen. Zwar sei die befürchtete “technische Rezession” damit abgewendet, aber eine echte Trendwende sei das noch nicht, sagte Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. Bei dem am Nachmittag anstehenden US-BIP erwarten von Reuters befragte Volkswirte, dass das Wachstumstempo vom Frühjahr gehalten wird. Zudem stehen noch die deutschen Verbraucherpreisdaten an.
VW-ANLEGER NERVENSTARK – BASF VERLIEREN
Im Brennpunkt blieben Volkswagen. Die Beschäftigten drohten mit Streiks, falls das Management nicht von den geplanten Fabrikschließungen in Deutschland Abstand nehme. Gleichzeitig meldete der Autobauer einen Gewinnrückgang von 42 Prozent im dritten Quartal. Anleger hatten sich scheinbar bereits darauf eingestellt: Die Aktien lagen am Mittag als größter Dax-Gewinner ein Prozent im Plus. Seit Jahresbeginn hat die Volkswagen-Aktie etwa ein Fünftel eingebüßt.
Papiere von Daimler Truck rutschten um 1,9 Prozent ab. Der Lkw-Bauer schreibt im Rahmen einer laufenden Prüfung seiner Geschäfte in China einen Teil seiner Forderungen ab.
Aktien von BASF gaben 0,9 Prozent nach. Der Chemiekonzern blickt angesichts des schwierigen Wirtschaftsumfelds vorsichtiger auf das Gesamtjahr.
Im Kleinwerteindex SDax brachen die Aktien des Leasingfinanzierers Grenke um 26 Prozent ein. Wegen steigender Zahlungsausfälle strich die Firma ihre Ziele drastisch zusammen.
ASMI UND ALPHABET ÜBERZEUGEN MIT BILANZEN
Eine schwache Nachfrage nach seinen Impfstoffen gegen RSV und Gürtelrose machte dem britischen Pharmakonzern GSK zu schaffen. Die Aktien verloren 3,5 Prozent. Der europäische Pharma- und Biotech-Sektor fiel um ein Prozent. Anleger von Campari ergriffen angesichts eines Gewinneinbruchs die Flucht. Die Aktien des italienischen Spirituosen-Herstellers verloren rund 16 Prozent.
Verbesserte Umsatzaussichten schoben indes die Aktien des Halbleiterkonzerns ASM International (ASMI) an. Die Papiere legten um 5,7 Prozent zu. Der französische IT-Berater Cap Gemini vergraulte die Investoren hingegen mit einer gekappten Umsatzprognose. Die Aktien fielen in Paris um 7,5 Prozent.
An der Wall Street hellten starke Zahlen der Google-Mutter Alphabet die Stimmung im Tech-Sektor auf, während Advanced Micro Devices mit seinem Ausblick enttäuschte. Microsoft und Meta Platforms sollen am Mittwochabend (MEZ) ihre Bücher öffnen.
SPANNUNG VOR US-WAHLEN TREIBT GOLD
Der Goldpreis setzte seinen Höhenflug fort. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich um bis zu 0,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 2789,73 Dollar. Die Spannung vor der US-Präsidentschaftswahl und die Unruhen im Nahen Osten erhöhten die Nachfrage nach als sichere Häfen geltenden Anlagen. Vor der am Dienstag anstehenden US-Präsidentschaftswahl liefern sich die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump Umfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
(Bericht von Anika Ross; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)