Hohe Zinsen in Russland schieben Gewinn von Österreichs Raiffeisen Bank an

Wien (Reuters) – Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat in Russland vor allem dank der Rekord-Zinsen ihren Gewinn gesteigert.

Im dritten Quartal stieg das Ergebnis nach Steuern um acht Prozent auf 409 Millionen Euro, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Unternehmenspräsentation hervorgeht. Der Zinsüberschuss erhöhte sich um 24 Prozent auf 411 Millionen Euro, während der Provisionsüberschuss um sechs Prozent auf 193 Millionen Euro fiel. Russland hatte den Leitzins stark erhöht, um damit die hohe Inflation zu dämpfen. Im Oktober erfolgte eine weitere Anhebung auf 21 Prozent. An die Gewinne in Russland kommt die RBI aber nach wie vor nicht heran, da keine Dividenden zur Konzernmutter nach Wien fließen.

Gleichzeitig trieb die RBI den von der Europäischen Zentralbank (EZB) geforderten Abbau ihres Russland-Geschäfts voran. Obwohl die Kundenzahl in Russland zuletzt leicht auf 3,3 Millionen (zuvor: 3,2 Millionen) stieg, reduzierten sich die Einlagen auf rund elf Milliarden Euro nach 15,8 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen sank ebenfalls auf 4,5 Milliarden Euro nach 6,3 Milliarden Euro. Ein Banksprecher erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die russische Tochterbank die Konditionen verschärft habe, was einige Kunden veranlasste, ihre Gelder abzuziehen. Die RBI-Tochter zahle beispielsweise keine Zinsen und verlange höhere Kontoführungsgebühren als andere Banken. Außerdem sei die Möglichkeit für Auslandsüberweisungen eingeschränkt worden. Retail-Kunden darf die Bank wegen der russischen Gesetzeslage nicht abweisen.

Die RBI ist neben der italienischen UniCredit die größte westliche Bank in Russland. Aufgrund der Sanktionen gegen russische Finanzinstitute spielt die RBI eine zentrale Rolle für Zahlungen aus Russland in den Westen. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine prüft die RBI einen Rückzug aus dem Land, bewegt hat sich seitdem aber nicht viel. Neben der Notwendigkeit, einen nicht sanktionierten Käufer zu finden, ist auch die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin erforderlich. Die russische Tochter schrieb währenddessen satte Gewinne, was im Westen auf Kritik stieß. Die US-Sanktionsbehörde OFAC leitete etwa eine Untersuchung ein

Auch die EZB machte zunehmend Druck und forderte die RBI und die UniCredit auf, ihre Aktivitäten in Russland deutlich einzuschränken, um damit Risiken zu reduzieren. Details zu den Vorgaben wurden nicht bekannt gegeben. Die RBI erklärte lediglich, dass die Kundenkredite bis 2026 um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023 reduziert werden sollen. Auch die internationalen Zahlungen sollen zurückgefahren werden.

Neuigkeiten zu einem möglichen Verkauf der Russland-Tochter gab es weiterhin nicht. Im Sommer stellte Strobl einen Mehrheitsverkauf von 60 Prozent in Aussicht, nannte jedoch keinen Zeitplan. Neben den zahlreichen nötigen Genehmigungen hat Russland zuletzt auch die Bedingungen für einen Ausstieg weiter erschwert. Zudem verhindert ein russisches Gericht vorerst den Verkauf der Tochterbank wegen einer laufenden Schadenersatzklage des russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Ein möglicher Rückzug wird damit weiter verzögert.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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