(Technische Wiederholung)
Zürich (Reuters) – Die Schweizer Großbank kommt mit der Einverleibung der gestrauchelten Rivalin Credit Suisse schneller voran als geplant.
Bei den Kostensenkungen, beim Ausstieg aus Geschäften und beim Kapitalaufbau hat der größte weltweite Vermögensverwalter einen Vorsprung zum eigenen Zeitplan für die im März 2023 eingeleitete größte Bankenintegration seit der Finanzkrise aufgebaut. Weil zudem die Kunden mehr handelten und dem Institut damit höhere Gebühreneinnahmen brachten, pulverisierte die UBS die Gewinnerwartungen der Analysten im dritten Quartal. “Wir haben in den letzten 18 Monaten viel erreicht und bauen eine stärkere und noch sicherere Version der UBS, auf die alle unsere wichtigsten Anspruchsgruppen stolz sein können”, sagte Konzernchef Sergio Ermotti am Mittwoch.
Kostensenkungen und anziehende Erträge bescherten der UBS von Juli bis September einen Gewinn von 1,43 Milliarden Dollar, rund doppelt so viel wie Analysten erwartet hatten. Die hohen Transaktionsvolumen im Geschäft mit reichen Privatkunden sowie im Investmentbanking ließen die Einnahmen im dritten Quartal 2024 sprudeln, obwohl die Zinserträge sanken. In der Vorjahresperiode hatten Umbaukosten im Zusammenhang mit der Notübernahme der Credit Suisse dem Konzern erstmals seit sechs Jahren einen Verlust eingebrockt. “Das Ergebnis im dritten Quartal zeigt die Stärke unseres diversifizierten Geschäftsmodells mit seiner globalen Reichweite und einem einzigartigen Kundenstamm”, erklärte Ermotti. Fragezeichen der Anleger zu den zukünftigen Ausschüttungen drückten die Aktie bis am Mittag allerdings um 1,7 Prozent ins Minus.
EINSPARUNGEN WICHTIGSTER GEWINN-TREIBER
Der bisher beispiellose Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken rechnet sich nur, wenn die Ausgaben gekappt werden. Bis Ende 2026 will der Konzern die Kosten um 13 Milliarden Dollar drücken. Bis zum Ende des laufenden Jahres will das Institut davon rund 7,5 Milliarden Dollar schaffen, bisher hatte es sieben Milliarden in Aussicht gestellt. Teil von Ermottis Kalkül sind Stellenstreichungen, die Experten zufolge Zehntausende Jobs kosten könnten. Zum Ende des dritten Quartals beschäftigte das Institut 109.396 Personen, vor der Übernahme waren es noch rund 122.000.
Die nächsten umfangreichen Sparschritte sollen im Laufe von 2025 folgen. Entscheidend ist dafür die Überführung der Credit-Suisse-Kunden auf die Informatikplattform der UBS. In den ersten beiden Märkten Luxemburg und Hongkong habe die Migration reibungslos funktioniert. Der mit Abstand größte Block sind die Kunden im Heimatmarkt, die zwischen dem zweiten Quartal 2025 und dem ersten Quartal 2026 an der Reihe sind.
Mit der Migration dürfte die UBS dann in der Lage sein, weitere umfangreiche Einsparungen zu heben. “Wir gehen davon aus, dass das Tempo (der Kostensenkungen) wieder zunehmen wird, sobald diese kritische Integrationsphase abgeschlossen ist und wir dann in vollem Umfang von der Stilllegung von Software, Hardware und Rechenzentren sowie von der Freisetzung weiterer Personalkapazitäten profitieren können”, sagte Finanzchef Todd Tuckner. Kostensenkungen seien der größte Treiber, um die Kernkapitalrendite bis Ende 2026 auf 15 Prozent zu verdoppeln.
“HÄLFTE DES WEGES ZURÜCKGELEGT”
Trotz des Zusammenschlusses, der für einen Teil der Kunden auch höhere Preise für Bankdienstleistungen mit sich bringt, halten die meisten Millionäre und Milliardäre dem fusionierten Institut bisher weitgehend die Treue. Im Kerngeschäft Vermögensverwaltung sammelte die UBS im Quartal 25 Milliarden Dollar an neuen Geldern ein. Die UBS sieht sich auf gutem Weg, im Gesamtjahr 100 Milliarden Dollar an Zuflüssen zu erreichen.
Auch das Investmentbanking florierte. In den vergangenen Wochen hatten schon die Deutsche Bank und mehrere US-Häuser über anziehende Erträge in dem Geschäft berichtet. Trotz des über den Erwartungen liegenden Quartalsabschlusses hinkt die UBS den Wall-Street-Konzernen beim absoluten Gewinn aber immer noch hinterher. Die am ehesten mit der UBS vergleichbare Morgan Stanley fuhr im Quartal einen Überschuss von 3,2 Milliarden Dollar ein.
Es gebe keinen Grund, sich zurückzulehnen, sagte Ermotti. “Wir haben gerade einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, um das Gewinn- und Kapitalrenditeniveau von vor der Übernahme zu erreichen. Und die Reise wird nicht geradlinig verlaufen.” Zum Ausblick äußerte sich die UBS zurückhaltend. Die Aussichten für das Wachstum der Weltwirtschaft seien getrübt. Dazu kämen die geopolitischen Konflikte und die bevorstehenden US-Wahlen. Ermotti sagte dazu: “Ich rechne damit, dass der Ausgang dieser Wahlen kurz- und mittelfristig definitiv zu einer gewissen Volatilität führen und die Stimmung der Kunden beeinflussen wird.”
(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)