München (Reuters) – Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus braucht auch in diesem Jahr einen Endspurt, um so viele Maschinen ausliefern zu können wie versprochen.
“Die Auslieferungen sind stärker nach hinten verlagert als wir gedacht hatten”, räumte Vorstandschef Guillaume Faury am Mittwochabend ein. Von Januar bis September hat Airbus 497 Verkehrsflugzeuge an die Kunden übergeben, neun mehr als vor einem Jahr. Bis zum Jahresende sollen es 770 (2023: 735) werden – doch vor allem Triebwerke sind Mangelware. “Triebwerke sind knapp, und sie werden noch für einige Monate knapp bleiben”, sagte Faury, der im kommenden Frühjahr von den Aktionären für eine dritte Amtszeit an der Spitze von Airbus gewählt werden soll. Er verwies vor allem auf das CFM-Triebwerkskonsortium aus GE und Safran.
Auch bei der Produktion des Langstreckenmodells Airbus A350 zeichnen sich Probleme ab. Es bleibe zwar bei dem Plan, bis 2028 zwölf A350 im Monat zu bauen, doch der Hochlauf werde vor allem im kommenden Jahr “schwierig”, sagte Faury. Grund dafür ist der Zulieferer Spirit Aerosystems, der vor dem Verkauf an den Rivalen Boeing steht. Einige Firmenteile könnten dabei bei Airbus landen. Spirit sei das Element, das bestimme, wie schnell die Produktion hochgefahren werden könne, sagte Faury.
Dabei brummt bei Airbus das Geschäft – Ende September lagen Bestellungen über mehr als 8750 Flugzeuge vor, am Mittwoch bestellte die neue saudische Fluggesellschaft Riyadh Airlines, die 2025 an den Start gehen will, 60 Airbus A321neo. Doch die Lieferketten bleiben wacklig. “Wir passen uns ständig an ein komplexes und sich schnell veränderndes Umfeld an”, sagte der Franzose Faury. “Wir bleiben auf unsere Prioritäten konzentriert, die Steigerung der Flugzeug-Auslieferungen und den Umbau der Rüstungs- und Satelliten-Sparte.” Dort hat Airbus in diesem Jahr fast eine Milliarde Euro abgeschrieben. Sie steht vor einem Stellenabbau.
Das drückte das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit adjusted) in den ersten neun Monaten um 23 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg aber um fünf Prozent auf 44,5 Milliarden Euro. Im dritten Quartal erhöhte sich das bereinigte Ebit um 39 Prozent auf 1,41 Milliarden Euro, das waren gut 200 Millionen mehr als Analysten erwartet hatten. Auch der Umsatz war höher als erwartet. Unter dem Strich steht zwischen Juli und September ein Nettogewinn von 983 Millionen Euro, 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Faury bekräftigte die im Sommer zurückgenommenen Ziele für das laufende Jahr – wenn die Weltwirtschaft und die Lieferketten halbwegs stabil blieben: ein bereinigtes Ebit von rund 5,5 (5,8) Milliarden Euro und einen operativen Mittelzufluss (Free Cash-flow) von rund 3,5 (4,4) Milliarden Euro.
(Bericht von Alexander Hübner und Tim Hepher, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)