Frankfurt (Reuters) – Vor der US-Präsidentenwahl haben die Dax-Anleger am Montag Vorsicht walten lassen.
Der deutsche Leitindex pendelte gegen Mittag um seinen Schlusskurs von 19.254 Zählern. “Die Frage, ob erstmals eine Frau oder zum zweiten Mal Donald Trump ins Weiße Haus einzieht, lähmt und elektrisiert die Investoren gleichermaßen”, sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und der Republikaner Trump liefern sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Gewählt wird am Dienstag. Laut Jochen Stanzl von CMC Markets ist nicht auszuschließen, dass die Auszählung der Stimmen Wochen dauern könnte. “In diesem Fall droht eine richtungslose Phase am Aktienmarkt mit erhöhter Volatilität.”
Wie groß die Nervosität unter den Anlegern war, zeigte sich vor allem am Devisenmarkt. Hier geriet die US-Währung unter die Räder. Der Dollar-Index fiel in der Spitze 0,6 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 103,63 Punkte. Der Euro rückte um 0,6 Prozent auf 1,0902 Dollar vor. “Die Vergangenheit hat uns gelehrt, das US-Wahlen für Unruhe sorgen”, schreiben die Analysten der Helaba. “Zwar haben politische Börsen bekanntlich kurze Beine, dies dürfte bei einem Wahlsieg von Donald Trump aber eher nicht zutreffen.” Investoren fürchten vor allem die Auswirkungen der Zoll- und Steuerpläne Trumps, die Handelskonflikte verschärfen und das US-Defizit nach oben treiben könnten.
US-ZINSENTSCHEID KURZ NACH US-WAHL
Für Dollar-Verkäufe sorgte zusätzlich zu dem ungewissen Ausgang der US-Wahl auch der anstehende Zinsentscheid der Notenbank Fed. Die Währungshüter werden am Donnerstag voraussichtlich zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen senken. Der Schritt könnte allerdings kleiner ausfallen als der XL-Zinsschritt vom September. Von Reuters befragten Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell den Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent nach unten setzen.
Unter den Einzelwerten gingen am deutschen Aktienmarkt einige der zuletzt arg gebeutelten Autowerte auf Erholungskurs. Porsche, Mercedes-Benz, Continental und VW rückten im Dax zwischen 3,4 und 1,4 Prozent vor. Viele Autobauer leiden unter der verflogenen Kauflaune betuchter Kunden in China und der schwierigen Umstellung auf Elektroautos. Mit zu den schwächsten Werten im Dax zählten zu Wochenbeginn SAP und BASF, die sich um 0,9 beziehungsweise 0,5 Prozent verbilligten.
ÜBERNAHMESPEKULATIONEN MACHEN BURBERRY BEGEHRT
An der Londoner Börse trieben Übernahmespekulationen die Aktien von Burberry in der Spitze um acht Prozent in die Höhe. Einem Medienbericht zufolge könnte Moncler eine Offerte für den britischen Luxusmodekonzern erwägen. Der italienische Edeljacken-Hersteller erklärte am Sonntag, er wolle sich zu den “unbestätigten Gerüchten” über einen möglichen Deal zwischen den beiden Luxusmarken nicht äußern. Die Titel von Moncler verloren an der Mailänder Börse 0,5 Prozent.
Am Rohstoffmarkt machten die verschobenen OPEC+-Pläne zur Produktionssteigerung Öl deutlich teurer. Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI schossen um jeweils gut zweieinhalb Prozent auf 74,91 beziehungsweise 71,30 Dollar je Fass in die Höhe. Die Opec+, die die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sowie Russland und andere Partner vereint, hat Insidern zufolge die zuletzt für Dezember vorgesehene Produktionsausweitung um 180.000 Barrel pro Tag um einen Monat nach hinten geschoben. Hintergrund der Einigung seien die schwache Nachfrage insbesondere aus China und das steigende Angebot von Förderländern. Der Index für die europäische Öl- und Gasbranche stieg um ein Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)