Frankfurt (Reuters) – Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten halten am Tag der US-Präsidentschaftswahl den Atem an.
Der Dax zeigte sich stabil bei 19.205 Punkten, der EuroStoxx50 notierte am Dienstag ebenfalls leicht fester bei 4864 Zählern. “In diesem Umfeld wagt kaum ein Anleger neue Käufe, da keine Umfrage einen der Kandidaten vorne sieht”, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die Demokratin Kamala Harris und der republikanische Ex-Präsident Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ob das Ergebnis noch in der Wahlnacht vorliegt, ist wegen des vermutlich knappen Ausgangs ungewiss.
“Eine lange Hängepartie ist nicht ausgeschlossen”, konstatierte Thomas Altmann von QC Partners. Entsprechend groß sei die Unsicherheit an den Börsen. Dies zeige sich vor allem am Devisenmarkt. Händler fürchteten deutliche Kursschwankungen bei Währungen, wie etwa dem Euro oder dem mexikanischen Peso, die besonders empfindlich auf die Wahl und die zu erwartende US-Handelspolitik reagierten. Der Dollar blieb unter Druck. Über Nacht sackte die US-Währung gegenüber dem Euro um bis zu 0,76 Prozent ab und erreichte damit den tiefsten Stand seit drei Wochen. Hintergrund war eine Meinungsumfrage vom Wochenende, die die Demokratin Harris in Iowa, einer traditionellen Hochburg der Republikaner, überraschend vor Ex-Präsident Trump liegen sah.
“Wir gehen davon aus, dass die Finanzmärkte nun auf einen Sieg von Harris eingestellt sind”, sagte Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia. “Der Dollar könnte daher diese Woche leicht um ein bis zwei Prozent fallen, wenn Vizepräsidentin Harris gewinnt, und deutlich steigen, wenn der ehemalige Präsident Trump gewinnt.” Zuletzt lag der Dollar-Index 0,2 Prozent niedriger bei 103,75 Punkten.
EINGETRÜBTE AUSSICHTEN BEI VESTAS
Auf Unternehmensseite trübten zum Teil enttäuschende Geschäftszahlen die Stimmung. So blieb das Quartalsergebnis bei Vestas trotz eines Gewinnsprungs deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Titel des weltweit größten Windturbinenherstellers brachen daraufhin in Kopenhagen um bis zu zwölf Prozent ein und waren damit auf dem Weg zum höchsten Kursrückgang seit drei Jahren. Auch Konkurrent Nordex gab in der Spitze mehr als sechs Prozent nach und gehörte damit zu den schwächsten MDax-Werten.
Bei DHL enttäuschte unterdessen vor allem ein weit unter den Markterwartungen liegender freier Cashflow, sagte ein Händler. Dies belaste die Aktie, die in diesem Jahr fast ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt hat. Der deutsche Logistikriese rutschte um vier Prozent ab und war damit größter Dax-Verlierer.
Nach unten ging es auch für Zalando. Der Online-Modehändler bestätigte zwar seine Anfang Oktober angehobene Wachstums- und Gewinnprognose für das Jahr. Analysten hätten aber Belege dafür vermisst, dass es sich um nachhaltiges Wachstum handele und nicht um einen einmaligen Effekt, sagte ein Händler. Dagegen trieb die Aussicht auf eine Übernahme die Aktien von Salzgitter um mehr als 30 Prozent nach oben. Ein Mehrheitsaktionär erwägt ein Übernahmeangebot für den Stahlkonzern.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)