Frankfurt (Reuters) – Der Flughafenbetreiber Fraport geht auch für die kommenden Jahre von vergleichsweise schwachem Wachstum der Passagierzahl an seinem Heimatstandort Frankfurt aus.
“Wir erwarten in den nächsten Jahren überproportionales Wachstum im internationalen Portfolio und geringeres Wachstum in Frankfurt”, sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Dienstag. Stark gestiegene staatliche Standortkosten, die den Ausbau des Flugangebots der Airlines bremsten, seien ein Grund dafür. “Die Bundesregierung muss sich bewegen, der Luftverkehr ist essenziell für den Wohlstand”, forderte er mit Blick auf den starken Anstieg von Luftverkehrssteuer und Gebühren für Luftsicherheitskontrollen und Flugsicherung.
“Fluggesellschaften bauen ihr Angebot aufgrund dieser Kostenentwicklung in anderen Märkten aus, wo sie weniger Gebühren an den Staat entrichten müssen”, sagte Schulte. Ein Flug von Frankfurt nach New York koste rund 18.000 Euro Steuern und Gebühren, ein Plus von 185 Prozent seit 2019. Am Flughafen Paris falle für einen New-York-Flug nur 6400 Euro an. Der Billigflieger Ryanair und die Lufthansa-Tochter Eurowings hatten wegen der Kosten Flüge von Hamburg und Berlin gestrichen. Jetzt kündigte auch der Ferienflieger Condor an, wegen der “exorbitant steigenden Standortkosten” in Deutschland seinen Flugplan zu stutzen, um künftig von Zürich, Wien, Prag, Mailand und Rom mit fünf Flugzeugen neue Verbindungen anzubieten.
In Deutschland erholt sich der Luftverkehr im europäischen Vergleich am langsamsten vom Einbruch während der Corona-Pandemie. Das gilt auch für den größten deutschen Flughafen: In Frankfurt stieg die Zahl der Fluggäste in den ersten neun Monaten um knapp fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 46,7 Millionen, das entsprach 87 Prozent des Vorkrisenjahres 2019. Vor Jahresfrist lag diese Erholungsrate bei 82 Prozent. Im dritten Quartal zählte Frankfurt nur 1,8 Prozent mehr Passagiere, die auch mit Ausgaben in Geschäften und Restaurants oder Parkgebühren bei Fraport für Einnahmen sorgen.
Gebremst wird das Wachstum auch durch den Hauptkunden Lufthansa – dahinter steckt vor allem der Mangel an neuen Flugzeugen wegen der Lieferprobleme des US-Herstellers Boeing. Der Winterflugplan in Frankfurt wird nur schwach ausgebaut. Im Gesamtjahr erwartet Schulte nicht viel mehr als 61 Millionen Fluggäste nach 59 Millionen im Vorjahr und dem Spitzenwert von gut 70 Millionen vor der Pandemie.
An Flughäfen im Ausland, die Fraport kontrolliert, haben die Passagierzahlen unterdessen das Niveau von 2019 schon mit neuen Rekordwerten übertroffen. Das gilt etwa für die touristisch geprägten Regionalflughäfen in Griechenland oder den Airport im türkischen Urlaubszentrum Antalya. “Von dieser Performance profitieren wir wirtschaftlich mit einer soliden Ergebnisverbesserung in den zurückliegenden neun Monaten”, erklärte Schulte.
FRAPORT VERLANGT AUCH MEHR
Bis Ende September stieg der Umsatz von Fraport gegenüber den ersten neun Monaten 2023 um zwölf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um 9,5 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro zu, das Konzernergebnis sogar um ein Fünftel auf 434 Millionen Euro. Trotz der schleppenden Erholung in Frankfurt stieg das operative Ergebnis am Heimatstandort stärker als das der internationalen Flughäfen. Das lag vor allem an dem 2024 um 9,5 Prozent erhöhten Flughafenentgelt, welches die Airlines für die Dienste von Fraport bezahlen. Im kommmenden Jahr sollen sie weiter steigen in einer Spanne von mehr als fünf Prozent bis 9,5 Prozent. Die Gespräche darüber liefen noch, erklärte Schulte. Herauskommen werde zumindest kein Aufschlag am oberen Ende des Korridors. Die Erhöhung begründete er mit den stark gestiegenen Kosten, vor allem durch Tariferhöhungen für die Beschäftigten. Außerdem muss Frankfurt die hohen Investitionen in das neue Terminal 3 wieder hereinholen. In einem Jahr beginnt der Probebetrieb, damit T3 kurz nach Ostern 2026 startklar ist.
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)