Frankfurt (Reuters) – Der Lkw-Bauer Daimler Truck will angesichts der hartnäckigen Marktschwäche in Europa seinen Sparkurs fortsetzen.
Mit einem neuen Vorstoß zu mehr Wettbewerbsfähigkeit werde die Kosten- wie die Erlösseite überprüft, erklärte die neue Daimler-Chefin Karin Radström am Donnerstag. Der Absatz gehe in einem schwachen Marktumfeld stärker zurück als erwünscht. Im dritten Quartal sackten die Verkäufe der Europa-Marke Mercedes-Benz in Deutschland um 50 Prozent ab. “Wir drehen jeden Stein um, es ist zu früh, über genaue Maßnahmen zu sprechen”, sagte Radström, die seit Oktober den Dax-Konzern führt.
Wegen der schlechten Auftragslage musste die Hälfte der Beschäftigten im Stammwerk Wörth in Rheinland-Pfalz in den vergangenen beiden Monaten jeweils für einige Tage in Kurzarbeit gehen. Im November sei das nicht notwendig, für das kommende Jahr aber nicht auszuschließen, erklärte Radström. Im Dezember pausiert Daimler die Produktion für über zwei Wochen, länger als sonst üblich. Auch Daimlers Konkurrenten Volvo oder MAN kämpfen mit der Flaute in Europa im konjunkturabhängigen Nutzfahrzeuggeschäft.
Für den europäischen Markt zeichne sich keine Erholung beim Auftragseingang ab, erklärte Finanzchefin Eva Scherer. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition hofft Daimler auf eine Wende. “Wir sind zuversichtlich, dass die notwendigen Impulse schnell gesetzt werden”, ergänzte sie. Investitionen und Beschäftigung in Deutschland müssten gesichert werden. Kurzfristig sorge die politische Krise für Volatilität, die nicht hilfreich sei. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist am Mittwochabend nach knapp drei Jahren zerbrochen.
KEINE SORGE UMS US-GESCHÄFT
Auch die politische Wende in den USA mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten betrifft den Weltmarktführer für Schwerlaster mit seinem großen USA-Geschäft. Hier zeigte sich Radström zuversichtlich, auch mit der neuen Administration gut zusammenarbeiten zu können. Scherer verwies darauf, dass Daimler fast 18.000 Beschäftigte an US-Produktionsstandorten hat sowie traditionelle Marken mit dem Lkw-Hersteller Freightliner oder Thomas Built Buses. “Wir glauben, wir sind gut positioniert, am nordamerikanischen Markt unsere starke Position als Marktführer beizubehalten.”
Wegen des Einbruchs in Europa sank das Betriebsergebnis des Konzerns im dritten Quartal: Bei elf Prozent weniger Absatz schrumpfte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn sackte um zwölf Prozent auf 1,18 Milliarden Euro ab. Bei der Europa-Marke Mercedes-Benz brach das Ergebnis fast um die Hälfte auf 283 Millionen Euro (Rendite: 6,4 Prozent) ein, während Daimler in Nordamerika leichtes Wachstum erzielte. Der Auftragseingang weltweit ging im dritten Quartal weiter zurück, im Jahresverlauf stehen mit 293.000 georderten Fahrzeugen acht Prozent weniger Bestellungen in den Auftragsbüchern.
“Wir sind auf einem guten Weg, ein weiteres solides Jahr für Daimler Truck zu erreichen”, sagte Radström und bekräftigte die im August gesenkte Jahresprognose. Die bereinigte Umsatzrendite soll bei weniger Absatz und Erlös zwischen acht und 9,5 Prozent liegen – nach neun Monaten beträgt sie 9,3 Prozent.
An der Börse startete Daimler Truck nach anfänglichen Kursverlusten durch. Die Titel verteuerten sich um sechs Prozent auf 40,31 Euro und zählten damit zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax. Für Kauflaune sorgte laut Händlern, dass der bereinigte Betriebsgewinn im dritten Quartal etwas über den Erwartungen lag.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)