Maue Agraraussichten belasten Bayer – Ergebnisrückgang auch 2025 befürchtet

Frankfurt (Reuters) – Prognosesenkung, Abschreibungen und keine Fortschritte im Rechtsstreit um Glyphosat: Das lahmende Agrargeschäft zieht Bayer immer stärker nach unten.

Der Pharma- und Agrarkonzern senkte am Dienstag zum zweiten Mal seine Ergebnisprognose für dieses Jahr und erwartet auch 2025 keine Besserung. “Insgesamt haben wir für kommendes Jahr eher gedämpfte Erwartungen in Bezug auf Umsatz und Ergebnis, und Letzteres wird voraussichtlich zurückgehen”, kündigte Finanzchef Wolfgang Nickl am Dienstag an. Damit droht dem Traditionsunternehmen aus Leverkusen das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen Ergebnissen. Bayer-Aktien fielen um zwölf Prozent auf ein 20-Jahres-Tief.

Im Agrarbereich, den Bayer 2018 mit der milliardenschweren Monsanto-Übernahme erheblich ausgebaut hatte, ist die Marktentwicklung schlechter als erwartet – insbesondere in Lateinamerika, wie Vorstandschef Bill Anderson einräumen musste. “Wetterkapriolen und Krankheitsbefall haben in Argentinien und Brasilien dazu geführt, dass die Anbauflächen für Mais zurückgegangen sind. Schwache Marktpreisentwicklungen und der Preisdruck durch Generika bei Pflanzenschutzmitteln haben zusätzlich dazu geführt, dass wir die Ziele für 2024 reduzieren müssen.” Finanzchef Wolfgang Nickl kündigte “beschleunigte Kosten- und Effizienzmaßnahmen” an, ohne Details zu nennen.

In der Agrarsparte CropScience fielen im dritten Quartal vor allem wegen der schlechteren Geschäftsaussichten Wertminderungen von 3,77 Milliarden Euro an. Bayer schrieb deshalb erneut einen Verlust von 4,18 Milliarden Euro nach einem Minus von 4,57 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Im kommenden Jahr dürften zusätzliche regulatorische Herausforderungen und der Preisdruck durch Nachahmerprodukte das Pflanzenschutzgeschäft belasten. Gleichzeitig steht Anderson unter Druck, die Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat und die Chemikalie PCB in den USA endlich in den Griff zu bekommen.

BAYER HOFFT BEI GLYPHOSAT-KLAGEN ERNEUT AUF SUPREME COURT

Die Zahl der angemeldeten Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung von Glyphosat stieg zuletzt um rund 5000 auf insgesamt etwa 177.000, noch stehen für 63.000 Ansprüche Einigungen aus. “Wir müssen die Unsicherheit durch die Rechtsstreitigkeiten eindämmen, und daran arbeiten wir rund um die Uhr”, sagte Anderson. Bayer prüfe dafür alle möglichen Wege. Auch strebt der Konzern erneut eine Prüfung durch das Oberste Gericht der USA an, nachdem er dort 2022 abblitzte. Bei einer Annahme eines Falls durch den Supreme Court hofft Bayer auf eine Entscheidung in der Sitzungsperiode 2025-2026. “Außerhalb der Gerichtssäle gibt es Bewegung bei Politikern, Landwirten und anderen Interessengruppen, die sich für mehr Rechtssicherheit für amerikanische Landwirte einsetzen”, sagte Anderson.

Für 2024 erwartet Bayer nun einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro statt von 10,2 bis 10,8 Milliarden. Im vergangenen Jahr war das Ergebnis schon um gut 13 Prozent auf 11,7 Milliarden gefallen. Der Umsatz soll sich in diesem Jahr nun auf 45,5 bis 47,5 (bisher: 46 bis 48) Milliarden Euro belaufen. Währungsbereinigt geht der Vorstand weiter von einem Minus von einem Prozent bis hin zu einem Plus von drei Prozent aus. Im Sommerquartal schnitt der Aspirin-Hersteller schlechter ab als von Analysten erwartet. Das bereinigte Ergebnis fiel von Juli bis September um fast 26 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt gut 1,31 Milliarden erwartet. Der Umsatz sank um 3,6 Prozent auf 9,968 Milliarden Euro; währungsbereinigt stand ein Plus von 0,6 Prozent zu Buche.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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