Agrarkonzern BayWa will 1300 Arbeitsplätze streichen

München (Reuters) – Beim angeschlagenen Agrar- und Baustoffkonzern BayWa soll in den nächsten drei Jahren im Zuge der Sanierung jede sechste Stelle in Deutschland gestrichen werden.

1300 von insgesamt 8000 Vollzeitarbeitsplätzen bei der BayWa AG fallen nach den Plänen von Chefsanierer Michael Baur bis 2027 weg, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Schwerpunkt soll in der aufgeblähten Zentrale in München liegen, allein 40 Prozent des Abbaus entfallen auf Verwaltungsfunktionen. In der Fläche will die BayWa nur 26 unrentable von 400 Standorten aufgeben. “Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat zu den geplanten Personalmaßnahmen haben begonnen, eine Einigung wird bis Ende März 2025 angestrebt”, hieß es in der Mitteilung.

Einschließlich der selbstständigen Wind- und Solarprojekt-Tochter BayWa r.e. und Beteiligungen im Ausland arbeiten für den BayWa-Konzern weltweit mehr als 25.000 Menschen. Von “wesentlichen internationalen Beteiligungen” will sich Baur aber trennen, um Geld für die Schuldentilgung und das Kerngeschäft einzunehmen. Außerhalb Deutschlands gehören der BayWa unter anderem der neuseeländische Obsthändler T&G Global (früher Turners & Growers) und der niederländische Soja- und Getreidehändler Cefetra. Auch die BayWa r.e. ist vor allem im Ausland aktiv.

“Die BayWa des Jahres 2027 wird ein fokussiertes, zeitgemäßes Handelshaus mit den vier Kerngeschäftsbereichen Agrar, Baustoffe, Energie und Technik sein”, sagte Baur. “Dass wir uns operativ wettbewerbsfähig aufstellen, ist Voraussetzung dafür, dass die BayWa wieder von ihrer führenden Marktposition in ihren Fokusmärkten profitieren kann.” Operativ soll überall gespart und Prozesse verbessert werden. “Dazu gehört vorrangig die Verschlankung der Verwaltungsfunktionen und eine Transformation des IT-Bereichs.”

Unter der Ägide des langjährigen Vorstandschefs Klaus Josef Lutz war die BayWa zu einem weltweiten Konzern gewachsen, hatte durch die Zukäufe und die Investitionen in die BayWa r.e. einen Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden Euro angehäuft. Nach Lutz’ Abschied war sie im Sommer in eine Liquiditätskrise geraten, nachdem die Zinsen stiegen und das Kerngeschäft lahmte.

Eigentümer und Banken haben bereits rund eine Milliarde Euro an Kapital und Überbrückungskrediten in die BayWa eingeschossen, um sie liquide zu halten. Die weitere Finanzierung bis 2027 will Baur bis zum Jahresende unter Dach und Fach bringen. “Die starke Position in stabilen, gesellschaftlich relevanten Schlüsselmärkten und das Vertrauen der Finanzierungspartner ermöglichen der BayWa AG eine selbstständige Sanierung”, hieß es in der Mitteilung. Ein Sanierungsgutachter hatte ihr attestiert, dass sie grundsätzlich überlebensfähig sei. Im nächsten Jahr ist auch eine Kapitalerhöhung geplant, wie die BayWa am Wochenende mitgeteilt hatte.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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