– von Alexander Hübner
München (Reuters) – Die Allianz legt bei den Zielen für die nächsten drei Jahre die Latte höher und will einen großen Teil des Gewinns an die Aktionäre ausschütten.
“Die Allianz ist eine riesige Liefermaschine – man muss sie nur ölen”, sagte Vorstandschef Oliver Bäte am Dienstag auf einem Kapitalmarkttag in München. Schon in diesem Jahr soll der Münchner Versicherungsriese einen operativen Gewinn von mindestens 15,5 Milliarden Euro abliefern, was am oberen Ende der vom Unternehmen vorgegeben Spanne läge. Bis 2027 will Bäte das operative Ergebnis auf 18,5 Milliarden Euro schrauben, der Gewinn je Aktie soll im Schnitt um sieben bis neun Prozent im Jahr auf 31,50 (2024 erwartet: 25) Euro steigen. Bisher lag die angepeilte Wachstumsrate bei fünf bis sieben Prozent.
Es gehe darum, das Potenzial der Allianz weiter auszunutzen, sagte Bäte, dessen Vertrag bis zur Hauptversammlung 2028 läuft. Drei Hebel will er dabei ziehen: Zum einen sollen den Kunden mehr Produkte verkauft werden – 90 Prozent haben bisher nur einen oder zwei Verträge unterschrieben. Das soll die Kundenbindung verbessern. Die Effizienz soll unter anderem durch verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz gesteigert werden, was die Kostenquoten drückt. Und ein verbessertes Kapitalmanagement soll die Allianz unempfindlicher gegen externe Schocks machen.
“In dieser nächsten Phase werden wir uns darauf konzentrieren, den Erfolg unserer kundenorientierten Strategie (…) in ein noch höheres resilientes und kapitaleffizientes Wachstum für unsere Aktionärinnen und Aktionäre umzusetzen”, sagte Bäte. Sie sollen von steigenden Dividenden, vor allem aber von verlässlichen Aktienrückkäufen profitieren. Mindestens drei Viertel des Nettogewinns nach Anteilen Dritter sollen so künftig jedes Jahr an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Über die – erst im Frühjahr auf 60 Prozent angehobene – Dividendenquote hinaus will die Allianz mindestens 15 Prozent des Gewinns in die Hand nehmen, um eigene Aktien zu erwerben. In den vergangenen drei Jahren lag die Ausschüttungsquote jedoch schon regelmäßig über 75 Prozent.
“KEIN FEUERWERK” IN MÜNCHEN
Dabei strebt die Allianz eine Eigenkapitalrendite von 17 Prozent an. Das sei fast das Doppelte dessen, was sie vor seinem Amtsantritt im Schnitt erwirtschaftet habe, sagte Bäte. 2024 dürfte die Rendite bei 16,5 Prozent liegen und das bisherige Ziel von 13 Prozent klar übertreffen. Zwei Prozentpunkte gehen allerdings auf das Konto der veränderten Bilanzierungsregeln (IFRS 9/17) für die Versicherungsbranche. Zum Kurstreiber wurden die neuen Ziele nicht: Die Aktie des Dax-Schwergewichts trat mit 298 Euro auf der Stelle. “Beruhigend” nannte Analyst William Hawkins vom Analysehaus KBW die neuen Ziele. “Man fährt nicht nach München, um ein Feuerwerk zu sehen.” Neue Gewinnschätzungen ergäben sich dadurch wohl nicht, schrieb die Bank of America.
Ergebnistreiber soll in den nächsten Jahren die Schaden- und Unfallversicherungs-Sparte sein. Ihr traut die Allianz 2027 ein operatives Ergebnis von 9,5 (2024 erwartet: 7,8) Milliarden Euro zu sowie ein jährliches Umsatzwachstum von sechs bis sieben Prozent – bei sinkenden Schaden-Kosten-Quoten. Der Zuwachs soll vor allem aus dem Privatkundengeschäft kommen, in dem sich die Allianz in Europa als klare Nummer eins sieht, weit vor Generali. Große Übernahmen seien weiter nicht zu erwarten, sagte der Vorstandschef. Die Lebens- und Krankenversicherung soll in drei Jahren sechs (2024 erwartet: 5,4) Milliarden Euro abliefern, die Vermögensverwaltung vier (3,2) Milliarden.
Die Sach- und die Lebensversicherung lieferten bereits in den vergangenen Jahren mehr Gewinn ab als beim Kapitalmarkttag vor drei Jahren avisiert – nur die Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors (AllianzGI) hinkten hinter dem Ziel her. Bäte macht dafür vor allem die steigenden Zinsen verantwortlich, die Anleihefonds unattraktiv machte, für die Pimco bekannt ist. “Ich bin sicher, dass Pimco bald aufholen wird”, sagte der Vorstandschef.
“ES MUSS STRATEGISCH UND KULTURELL PASSEN”
Zur künftigen Rolle von AllianzGI äußerte sich der für das Asset Management zuständige Vorstand Andreas Wimmer ausweichend: “Wir wollen in der Vermögensverwaltung wachsen und sind offen für strategische Partnerschaften – aber es muss strategisch und kulturell passen.” Reuters hatte von Insidern erfahren, dass sich die Allianz nach einem Partner für den kleineren der beiden Vermögensverwalter umschaut. Gespräche mit der französischen Amundi wurden aber kürzlich auf Eis gelegt. “Wir sind stolz auf unsere beiden Asset Manager”, sagte Wimmer. Sie ergänzten sich gut, sowohl geographisch als auch thematisch.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)