Frankfurt (Reuters) – Die Dax-Anleger bleiben in Rekordlaune: Zum Wochenschluss markierte der deutsche Leitindex mit 20.522,82 Zählern eine neue Bestmarke, er kletterte in der Spitze um 0,5 Prozent in die Höhe.
Der EuroStoxx50 gewann 0,4 Prozent. Der Dax konsolidiere auf höchstem Niveau, sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. Nach Einschätzung der Helaba stützt die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Rekordrally am deutschen Markt. Zudem werde auch bei dem in der nächsten Woche anstehenden US-Zinsentscheid eine Lockerung der Geldpolitik fest einkalkuliert.
Seit Monaten treibt die Zinswende der großen Notenbanken den Dax deutlich in die Höhe. Auf Jahressicht hat er rund 3700 Punkte zugelegt, das entspricht einem Plus von gut 22 Prozent. Analysten gehen jedoch davon aus, dass die Luft im Dax nun dünner wird. Nach der Fed-Sitzung seien neue Impulse erst in den ersten Wochen des neuen Jahres zu erwarten, meint Jochen Stanzl von CMC Markets. Für Gesprächsstoff dürften dann vor allem die anstehenden Neuwahlen hierzulande, Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident und Chinas Konjunktur sorgen – es müsse sich “zeigen, ob die bereits reichlich verteilten Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren oder nicht”.
RÄTSELRATEN UM WEITEREN US-ZINSKURS
Spätestens wenn die Fed bei ihrem Lockerungskurs 2025 einen vorsichtigeren Ansatz wählt, könnte die Dax-Rally ins Stocken geraten. Die US-Notenbank hat im September die Zinswende vollzogen und kurz nach der US-Präsidentschaftswahl im November mit einer zweiten Zinssenkung nachgelegt. Viele Fachleute rechnen damit, dass die US-Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell in der nächsten Woche ihre Geldpolitik weiter lockern und die Leitzinsen dann auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent setzen werden. Dies dürfte dann jedoch vermutlich die letzte Senkung im aktuellen Minizyklus sein werde, prognostiziert Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management. “Da die Wirtschaft über dem Trend wächst und kaum Anzeichen für eine Verlangsamung zeigt, scheint eine Pause durchaus gerechtfertigt.”
Am Devisenmarkt treibt die Aussicht auf eine behutsamere Gangart der Fed den Dollar in die Höhe. Der Dollar-Index steigt in der Spitze um 0,2 Prozent auf 107,1860 Punkte, den höchsten Stand seit zweieinhalb Wochen. Seit Januar hat er über fünf Prozent an Wert gewonnen. Im Euro-Raum gehen viele Anleger wegen der trüben Konjunkturaussichten und abnehmender Inflationssorgen davon aus, dass die EZB auch 2025 an ihrem Lockerungskurs festhalten wird. Am Donnerstag hatte sie zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Der Euro, der in den vergangenen Monaten deutlich Federn lassen musste, notierte knapp unter der Marke von 1,05 Dollar. An den Rentenmärkten zogen die Renditen an – die Verzinsung zehnjähriger Bundespapiere kletterte auf 2,235 Prozent nach 2,190 Prozent am Vortag.
MÜNCHENER RÜCK NACH AUSBLICK GEFRAGT
Auf der Unternehmensseite ging es vor allem für die Aktien der Münchener Rück steil bergauf. Der Konzern nimmt 2025 sechs Milliarden Euro Gewinn ins Visier. Die Aktien stiegen um bis zu 6,1 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 519,80 Euro. Die Titel der Hannover Rück rückten um zwei Prozent vor. Auch der Schweizer Konkurrent Swiss Re konnte an der Börse mit seinem Ausblick punkten, die Aktien kletterten um vier Prozent in die Höhe. Der Rückversicherer peilt 2025 einen Nettogewinn von mehr als 4,4 Milliarden Dollar an.
Keinen guten Start erwischten dagegen Vonovia und Rheinmetall, die mit Abschlägen von zwei beziehungsweise 1,3 Prozent zu schwächsten Werten im Dax gehörten. Für TeamViewer ging es im MDax nach einer Herunterstufung zeitweise sogar um 7,7 Prozent nach unten. Es bestehe das Risiko, dass das Unternehmen zu viel für die Übernahme der Softwarefirma 1E bezahlt habe, hieß es in einem Kommentar der Berenberg Bank. Der Deal mit dem bisherigen 1E-Eigner, dem Finanzinvestor CarlyleCG.O, hat ein Volumen von 720 Millionen Dollar. Die Analysten der Berenberg Bank setzten TeamViewer auf “Hold” von “Buy”.
An der Börse in Helsinki sorgte ein möglicher Quartalsverlust im operativen Geschäft bei Outokumpu für lange Gesichter. Die Aktien rauschten um gut elf Prozent in die Tiefe.
(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)