Düsseldorf (Reuters) – Die Thyssenkrupp-Wasserstoff-Tochter Nucera sieht sich für den Fall einer Kehrtwende bei der Förderung der erneuerbaren Energien in den USA unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump gewappnet.
“Wir wären schlechte Strategen und schlechte Unternehmensführer, wenn wir uns nicht darauf vorbereiten würden”, sagte Nucera-Chef Werner Ponikwar am Dienstag. “Wenn wir feststellen, dass es in den USA tatsächlich weniger Geschäft gibt, als wir ursprünglich dachten, bedeutet das nicht, dass wir unsere Ressourcen nicht auch anderswo einsetzen können.”
In den USA erwirtschaftet Nucera wie auch in Deutschland jeweils weniger als zehn Prozent des Gesamtumsatzes. Experten sind besorgt darüber, was eine Trump-Präsidentschaft für die Branche bedeuten könnte. Sie befürchten erhebliche Kürzungen des “Inflation Reduction Act” von Präsident Joe Biden, der alles von Windenergie bis hin zu grünem Wasserstoff fördert. Ponikwar hob die breite globale Präsenz von Nucera und sein anlagenarmes Geschäftsmodell als Zeichen der Flexibilität hervor. Die Produktion seiner Elektrolyseure, die zur Herstellung von kohlenstoffarmem Wasserstoff benötigt werden, ist im Wesentlichen ausgelagert.
Ponikwar wies jedoch darauf hin, dass die Gesetzgebung zur Förderung von grünem Wasserstoff in den USA und in Europa schnell geklärt werden müsse und warnte, dass es sonst zu weiteren Verzögerungen in diesem Sektor kommen werde.
Thyssenkrupp hatte Nucera, das Elektrolyseure herstellt, die für die Produktion von kohlenstoffarmem Wasserstoff benötigt werden, 2023 an die Börse gebracht und hält noch die Mehrheit.
36 MILLIONEN EURO FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
Im Bilanzjahr 2023/24 schrieb Nucera vor Zinsen und Steuern (Ebit) einen Verlust von 14 Millionen Euro nach einem Gewinn von 25 Millionen Euro vor Jahresfrist. Das sei aber deutlich besser als anfangs prognostiziert, betonte Ponikwar, der ein Minus beim Ebit im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet hatte. Unter dem Strich erreichte das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten dank hoher Zinserträge trotz des operativen Verlustes elf (Vorjahr: 24) Millionen Euro. Mit einem Umsatzanstieg um fast ein Drittel auf 862 Millionen Euro habe das Dortmunder Unternehmen die Mitte der Prognosespanne erreicht und zudem einen neuen Höchststand, so Ponikwar.
In dem seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2024/25 reicht die Prognose für das Ebit von minus 30 Millionen bis plus fünf Millionen Euro. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung würden sich auf 36 Millionen Euro fast verdoppeln. Bei einem um vier Prozent auf 636 Millionen Euro gestiegenen Auftragseingang sei der Konzern mit einem Bestand von mehr als einer Milliarde Euro in das neue Geschäftsjahr gestartet, so Ponikwar. Der Umsatz könne 2024/25 zwischen 850 und 950 Millionen Euro liegen.
Die Zahlen kamen bei den Anlegern gut an: Die Aktie kletterte um knapp neun Prozent auf 9,72 Euro.
(Bericht von Anneli Palmen, Tom Käckenhoff und Christoph Steitz; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)