DIHK: Nur wenige Bauunternehmen erwarten bessere Geschäfte

Berlin (Reuters) – Die deutschen Bauunternehmen blicken angesichts der mauen Auftragslage pessimistisch in die Zukunft.

Nur sieben Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihrer geschäftlichen Situation, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Mittwoch zu ihrer Konjunkturumfrage mitteilte. 38 Prozent befürchten dagegen eine Verschlechterung. Damit zeige sich die Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Bereichen wie dem Dienstleistungssektor, der Industrie oder dem Handel am pessimistischsten.

“Die Herausforderungen für die Branche sind zahlreich”, sagte DIHK-Experte Volker Treier. “Knapp zwei Drittel der Unternehmen sieht den Fachkräftemangel als größte Hürde, im Tiefbau sind es sogar drei von vier Betrieben.” Hinzu kämen wirtschaftspolitische Unsicherheiten und hohe bürokratische Auflagen, die die Arbeit zusätzlich erschwerten. Zugleich kämpfe mehr als die Hälfte der Firmen mit einer zunehmenden Nachfrageschwäche.

Das trifft nicht zuletzt auf den Wohnungsbau zu. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland sank im Oktober um 18,0 Prozent oder 4100 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.600, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Januar bis Oktober wurden insgesamt 175.800 Wohnungen genehmigt und damit 19,5 Prozent oder 42.600 weniger als ein Jahr zuvor. Hohe Finanzierungs- und Materialkosten machen der Branche seit längerem zu schaffen. “Eine Bodenbildung ist noch lange nicht in Sicht”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Die Genehmigungszahlen seien auf das Niveau von 2012 zurückgefallen.

Die Bundesregierung strebt eigentlich 400.000 Einheiten im Jahr an, dürfte ihr Wohnungsbauziel aber erneut deutlich verfehlen. Experten zufolge entspricht das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen nur rund 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr. Eine Trendwende beim deutschen Wohnungsbau erwarten viele Ökonomen frühestens im späteren Jahresverlauf 2025. Dann dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen spürbar gesenkt haben und die gelockerte Geldpolitik mit günstigeren Finanzierungsbedingungen auch auf die Baunachfrage durchschlagen.

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten zehn Monaten des Jahres am stärksten aus: Hier gab es einen Einbruch von 23,6 Prozent auf 31.800. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 13,6 Prozent auf 10.700 verzeichnet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern – der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart – verringerte sich die Zahl der Bauzusagen deutlich: Hier ging es um 22,2 Prozent auf 92.000 Wohnungen nach unten.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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