Frankfurt (Reuters) – Der Dax kommt in der ersten Handelswoche des neuen Jahres nur schwer in die Gänge.
Der deutsche Leitindex notierte am Freitag zeitweise 0,5 Prozent schwächer bei 19.918 Zählern. Am Donnerstag hatte er die psychologisch wichtige 20.000-Punkte-Marke nur mit Mühe und Not über die Ziellinie retten können. “Der Dax tut sich mit der 20.000 schwer”, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Bislang fehle es an überzeugten Käufern, die den Leitindex nachhaltig nach oben treiben könnten. “Der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump stellt die Entschlossenheit der Anleger auf eine harte Probe.” Viele fürchten, dass die angedrohten Strafzölle des künftigen US-Präsidenten Trump die Wirtschaft in Europa weiter schwächen könnten.
Die Angst vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in der Euro-Zone macht sich auch am Devisenmarkt bemerkbar. Der Euro nähert sich mit großen Schritten der Parität zum Dollar. Die Gemeinschaftswährung war am Donnerstag erstmals seit November 2022 wieder unter die Marke von 1,03 Dollar gefallen. Am Freitag notierte sie wenig verändert 1,0288 Dollar. Anleger setzen aktuell darauf, dass die US-Wirtschaft weiterhin besser abschneiden dürfte als andere Volkswirtschaften und die US-Notenbank Fed bei ihrem Zinssenkungskurs in diesem Jahr auf die Bremse treten wird. Der Euro verlor auf Wochensicht rund 1,5 Prozent, der Dollar-Index legte hingegen mehr als ein Prozent zu. Am Donnerstag war er mit 109,533 Zählern auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren geklettert.
EZB DÜRFTE BEI ZINSSENKUNGEN WEITER AUFS TEMPO DRÜCKEN
Mit der Parität in Sichtweite bestehe die Gefahr, dass der schwache Euro über höhere Importpreise vor allem bei Öl und Gas die Inflation neu entfache, prognostizierte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Umgekehrt werden Produkte aus der Eurozone zwar günstiger und damit attraktiver – das hilft allerdings nur den Branchen, die im Produktionsprozess wenig teuer importierte Energie einsetzen müssen.” Die Europäische Zentralbank (EZB) sah sich zuletzt vor dem Erreichen des Inflationsziels von zwei Prozent. 2024 hatte die EZB vier Mal an der Zinsschraube gedreht. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank ihr Geld parken können, liegt aktuell bei 3,00 Prozent. Händler erwarten im Jahresverlauf von der EZB derzeit weitere Zinssenkungen von mehr als 100 Basispunkten. Bei der Fed sind dagegen nur etwa 45 Basispunkte eingepreist. Im vergangenen Jahr lockerte sie ihre Geldpolitik drei Mal, der geldpolitische Schlüsselsatz liegt aktuell in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
Auf der Unternehmensseite ging es in den ersten Tagen des neuen Jahres eher ruhiger zu. Im Dax machten RWE nach ihrem 30-prozentigen Kursverlust 2024 etwas Boden gut und notierten 2,4 Prozent fester. Sie waren damit größter Dax-Gewinner. Zu den schwächsten Werten zählten dagegen Infineon und die Aktien des Triebwerksbauers MTU, die sich um 2,2 und 1,5 Prozent verbilligten.
Das Nachsehen hatten die europäischen Luxuswerte, sie büßten 1,6 Prozent ein. Die Aktien von LVMH fielen um 1,7 Prozent, die der Gucci-Mutter Kering um 3,5 Prozent. Das chinesische Shopping-Paradies Hainan hat im vergangenen Jahr angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land einen Umsatzeinbruch erlitten. Auf der Insel haben sich weltweit tätige Luxusunternehmen niedergelassen, die mit einem Boom nach der Corona-Pandemie gerechnet hatten. Für Gesprächsstoff sorgte zudem Tullow Oil. Die Befreiung von einer Steuerzahlung in Höhe von 320 Millionen Dollar ließ die Aktien des britischen Öl- und Gasförderers Tullow um 14,4 Prozent in die Höhe schnellen.
ÖLPREISE GEBEN NACH JÜNGSTEM ANSTIEG LEICHT NACH
Am Rohstoffmarkt verbilligten sich die Preise nach dem Anstieg der vergangenen Tage etwas. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI kosteten mit 75,53 beziehungsweise 72,74 Dollar je Fass jeweils 0,5 Prozent weniger. Zuletzt hatte vor allem die Hoffnung auf eine konjunkturstützende Agenda der chinesischen Regierung die Preise gestützt. Da Chinas wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2025 eine entscheidende Rolle spielen dürfte, ruhten die Hoffnungen auf staatlichen Konjunkturmaßnahmen, um den Konsum anzukurbeln und die Ölnachfrage nach oben zu treiben, sagte StoneX-Analyst Alex Hodes. Brent steuerte auf ein wöchentliches Preisplus von 2,2 Prozent zu, bei WTI waren es rund drei Prozent.
(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)