Mailand/Brüssel (Reuters) – Autobauer wie Mercedes-Benz oder Toyota wollen die strengeren CO2-Limits für Neuwagen in der Europäischen Union mit Hilfe von Elektroauto-Herstellern erreichen.
So wollen die Opel-Mutter Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru die Kohlendioxidemissionen ihrer Flotten mit emissionsfreien E-Autos des US-Herstellers Tesla zusammenrechnen lassen. Das ging aus einem EU-Dokument zu den ab 2025 geltenden Vorschriften hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Mercedes-Benz will demnach einen Pool mit seiner mittlerweile rein elektrischen Tochter Smart, mit Volvo und Polestar bilden. Das Tempo der Transformation der Branche bestimmten die Marktbedingungen, sagte ein Sprecher. Mit dem Pool solle die Lücke geschlossen werden, wenn nicht genügend Elektroautos verkauft würden.
Als Beitrag zum Klimaschutz müssen die CO2-Emissionen von Neuwagen in der EU in diesem Jahr auf durchschnittlich knapp 94 Gramm je Kilometer sinken von 116 Gramm 2024. Da der Absatz von Elektroautos schwach ist, haben die noch weitgehend von Verbrennerwagen abhängigen Autobauer Probleme, die Vorgaben zu erreichen. Bei zu hohem CO2-Ausstoß fallen Bußgelder an. Im Dezember hatte Renault-Chef Luca de Meo in seiner Funktion als Präsident des europäischen Branchenverbandes ACEA erklärt, die Regelungen könnten die europäischen Hersteller rund 15 Milliarden Euro an Strafen kosten. Zuletzt waren aber Forderungen von europäischen Regierungen laut geworden, auf die Strafzahlungen zu verzichten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck etwa zeigte sich offen dafür, die Strafzahlungen vorübergehend auszusetzen.
Ein Sprecher von Stellantis erklärte, die Teilnahme an einem Pool mit Tesla helfe, die Reduktionsziele zu erreichen. Volvo äußerte sich nicht zu den finanziellen Details. In den ersten neun Monaten des vergangenen Geschäftsjahres machte der Verkauf von Emissionsrechten ungefähr 0,3 Prozent des Umsatzes aus. Auch für Tesla ist der Verkauf der Emissionsrechte ein Milliardengeschäft: Allein in den ersten drei Quartalen 2024 nahm das Unternehmen von Elon Musk damit mehr als zwei Milliarden Dollar ein. Die beiden Pools sind offen für andere Autobauer, hieß es in den EU-Dokumenten weiter.
Die beiden anderen deutschen Hersteller haben sich bislang nicht an einem Pool beteiligt. Ein Volkswagen-Sprecher erklärte, Ziel des Unternehmens sei es, die Ziele primär aus eigener Kraft zu erreichen. “Erst in einem zweiten Schritt würden andere Maßnahmen wie Pooling zum Tragen kommen, natürlich unter Abwägung von Kosten und Nutzen.” Die Wolfsburger hatten bereits 2020 einen Pool unter anderem mit den chinesischen Herstellern SAIC und Aiways gebildet. Um auch für das laufende Jahr einen Pool zu bilden, hat VW dem Sprecher zufolge noch Zeit bis Herbst. BMW-Chef Oliver Zipse sagte zuletzt, er sei zuversichtlich, die Ziele einzuhalten, und verwies auf die starke Nachfrage nach den Elektroautos des Münchner Konzerns. Zahlen zu den Auslieferungen im vergangenen Jahr werden für kommende Woche erwartet.
(Bericht von Giulio Piovaccari, Philip Blenkinsop, Ilona Wissenbach und Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)