Düsseldorf (Reuters) – Die Deutsche Post hat vor Beginn der neuen Tarifrunde Forderungen der Gewerkschaft Verdi nach sieben Prozent mehr Lohn und mehr Urlaub zurückgewiesen.
Verdi ignoriere etwa, dass die Bundesnetzagentur der Post nicht ausreichende Spielräume für Erhöhungen des Portos eingeräumt habe, obwohl der Konzern mit sinkenden Briefmengen konfrontiert sei und ins Briefgeschäft investieren müsse, erklärte ein Post-Sprecher am Dienstag. “Wir werden dennoch konstruktiv und lösungsorientiert in die Verhandlungen gehen”, kündigte er an. Ziel sei “ein gutes und langfristig tragfähiges Ergebnis”. Die DHL-Tochter Post und Verdi nehmen am (morgigen) Mittwoch Verhandlungen für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten auf.
“Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen”, hatte Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis die bereits im vergangenen November vorgelegte Lohnforderung begründet. Zudem fordert sie drei Tage mehr Urlaub für die Beschäftigten sowie einen zusätzlichen Urlaubstag für die Verdi-Mitglieder bei der Post. “Durch steigende Paketmengen und -gewichte brauchen unsere Mitglieder weitere Entlastung durch zusätzliche Freizeit”, sagte Kocsis. Die Laufzeit eines neuen Tarifvertrags solle bei zwölf Monaten liegen.
“In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bei gleichzeitig niedriger Inflation steht für uns als Arbeitgeber die Beschäftigungssicherung an erster Stelle”, erklärte dagegen die Post. Sie wolle eine “Balance zwischen Lohnsteigerungen für unsere Beschäftigten und wirtschaftlicher Tragfähigkeit erreichen”.
Post und Verdi hatten sich zuletzt im Frühjahr 2023 nach massiven Warnstreiks der Gewerkschaft auf ein komplexes Tarifpaket verständigt, das dem Konzern zufolge eine Erhöhung der Löhne und Gehälter von im Durchschnitt 11,5 Prozent vorsah. Die Post hatte in der Folge erklärt, angesichts des “sehr hohen Tarifabschlusses” führe an Erhöhungen des Briefportos kein Weg vorbei. Vorzeitige Porto-Steigerungen scheiterten aber an der Bundesnetzagentur.
Zum Jahresbeginn konnte die Post dann aber an der Preisschraube drehen. Der Preis für das Massenprodukt Standardbrief erhöhte sich etwa zum 1. Januar von 85 auf 95 Cent. Insgesamt hatte der Regulierer Bundesnetzagentur der Post von Januar bis zum 31. Dezember 2026 einen Spielraum für Erhöhungen der Preise beim Brief von durchschnittlich 10,48 Prozent gegeben. Die Post hatte dies als zu niedrig kritisiert. “Das geht wirtschaftlich nicht auf”, hatte Finanzchefin Melanie Kreis gesagt. Wie sich dies auf die Tarifverhandlungen auswirkt, wird sich nun zeigen.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)