– von Emma-Victoria Farr und Alexander Hübner
Frankfurt/München (Reuters) – Die Vorbereitungen für eine baldige Rückkehr des hessischen Generikaherstellers Stada an die Börse nehmen Gestalt an.
Die Finanzinvestoren Bain und Cinven haben die künftige Unternehmens- und Führungsstruktur festgezurrt. Wenn es zu dem Börsengang in Frankfurt kommt, der Insidern zufolge noch vor Ostern über die Bühne gehen soll, werde eine Holding nach niederländischem Recht (NV) als Obergesellschaft für Stada installiert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Sitz von Stada solle aber in Deutschland bleiben. Die NV ermöglicht eine einstufige Führungsstruktur mit einem Verwaltungsrat an der Spitze. Den Vorsitz – vergleichbar mit einem Aufsichtsratschef – soll dort der ehemalige Bayer-Manager Andreas Fibig übernehmen.
Der 62-jährige Fibig war zuletzt zehn Jahre lang Chef des Duft- und Aromenherstellers International Flavors & Fragrances (IFF), wo er 2022 abdankte. Zurzeit ist er Mitglied des Verwaltungsrats beim dänischen Arzneimittelhersteller Novo Nordisk, dem – dank der Abnehmspritze Wegovy – wertvollsten Unternehmen Europas. Vor seinem Wechsel zu IFF war Fibig Chef der Pharma-Sparte von Bayer. Dem aus neun Mitgliedern bestehenden Verwaltungsrat von Stada gehören auch Vorstandschef Peter Goldschmidt und Finanzchef Boris Döbler an.
Der Börsengang sei für April geplant, das könne sich aber noch ändern, sagten zwei Insider. Stada könnte dabei mit rund zehn Milliarden Euro bewertet werden. Dem “Handelsblatt” (Donnerstagausgabe) zufolge soll die Emission zwischen einer und zwei Milliarden Euro einbringen. Damit wäre Stada wohl einer der größten Börsengänge des Jahres in Europa – und ein Kandidat für den Nebenwerteindex MDax. Stada betonte, es gebe noch keine Entscheidung zu einem Börsengang, er gehöre aber zu den Optionen, die man prüfe. Nachdem es 2024 in Deutschland mit Renk, Douglas und Springer Nature nur drei größere Neuemissionen gegeben hatte, setzen Banker und Branchenexperten auf ein anziehendes Geschäft.
Bain und Cinven hatten im abgelaufenen Jahr monatelang nach einem Käufer für Stada gesucht, zuletzt waren Gespräche mit dem US-Investor GTCR im Sande verlaufen. Clayton, Dubilier & Rice (CR&R) hatte zuvor schon abgewinkt. Beteiligungsgesellschaften prüfen in der Regel parallel – und bis zur letzten Minute – einen direkten Verkauf und einen Börsengang. Wenn sich die Börse als zu wacklig erweist, könnten sie doch noch einem Käufer für das ganze Unternehmen den Zuschlag erteilen. Die Eigentümer von Stada äußerten sich dazu nicht.
Bain und Cinven hatten Stada 2017 für 5,3 Milliarden Euro übernommen und von der Börse genommen. Das Unternehmen aus Bad Vilbel bei Frankfurt ist bekannt für Marken wie “Ladival”-Sonnenmilch und “Grippostad”. Im Jahr 2023 steigerte Stada den bereinigten Konzernumsatz um 14 Prozent auf 3,73 Milliarden Euro, der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) kletterte um 19 Prozent auf 802 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2024 stieg das Ebitda um weitere elf Prozent auf 463,5 Millionen.
(Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)