Zürich (Reuters) – Die sinkenden Zinsen trüben den Ausblick für die Schweizer Bankenbranche einer Umfrage zufolge ein.
Nach den Rekordergebnissen im Jahr 2023 rechnen 39 Prozent der Institute für 2024 mit einem Gewinnrückgang, wie einer vom Berater EY am Donnerstag veröffentlichten Umfrage bei 100 Branchenvertretern zu entnehmen war. In der Vorjahresstudie waren noch 87 Prozent von steigenden Gewinnen ausgegangen. “Relevant für die Banken ist ganz klar das Zinsniveau”, erklärte EY-Experte Patrick Schwaller. Die Zinsen seien im vergangenen Jahr überraschend schnell gesunken. “Das wird Spuren hinterlassen in der Erfolgsrechnung der Banken.”
Die Übernahme der Credit Suisse durch den Branchenprimus UBS habe in der Branche zu Verschiebungen geführt. Im Firmenkundengeschäft beobachten zwei Drittel der Banken eine gestiegene Nachfrage nach Finanzierungen, weil die Credit Suisse verschwunden sei. Aber das bedeute nicht unbedingt mehr Geschäfte für die Banken. Das hänge sowohl mit den Kapazitäten der Institute als auch mit Risikoabwägungen zusammen, erklärte EY-Berater Fredrik Berglund. “Ein aus Risikosicht schlechtes Geschäft bleibt ein schlechtes Geschäft.” Nur 49 Prozent der Banken könne die gestiegene Nachfrage in höhere Margen umsetzen.
Die Margen im Bankgeschäft dürften weiter erodieren. Gegensteuern wollen die Institute der Umfrage zufolge auch mit künstlicher Intelligenz (KI). “Aus unserer Sicht ist KI der größte Hebel, wie Banken es schaffen können, mehr Wert für den Kunden und die Bank zu realisieren”, erklärte EY-Berater Marcel Zünd. “Wir gehen davon aus, dass sich die Reise in den nächsten zwölf Monaten deutlich beschleunigen wird.” Bereits jetzt rede eine große Mehrheit der Banken nicht nur über KI, sondern mache auch etwas. Wichtigstes Thema seien für die Banken in den kommenden sechs bis zwölf Monaten insgesamt Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen.
(Bericht von Ariane Lüthi; bearbeitet von Oliver Hirt, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)