Deutsche-Bank-Chef: Müssen Probleme lösen, sonst droht politische Blockade

Berlin (Reuters) – Die Deutsche Bank hofft nach der Bundestagswahl Ende Februar auf eine stabile und handlungsfähige Regierung.

“Wenn wir diese Themen jetzt nicht anfassen, werden die Populisten nur weiteren Zulauf bekommen – mit der Gefahr, dass bei der Bundestagswahl im Jahr 2029 keine Mehrheiten mehr ohne sie möglich sein könnten”, warnte Bankchef Christian Sewing am Dienstag beim Neujahrsempfang seines Geldhauses in Berlin. Er verwies auf den Stillstand der vergangenen Monate nach dem Bruch der Ampel-Koalition. Deutschland müsse seine Defizite angehen, wieder wachsen und wettbewerbsfähiger werden. Es brauche Antworten bei den Themen Verteidigung, Migration, Renten und Strompreise. “Es geht darum, strukturelle Probleme abzuarbeiten – und hier braucht es mehr Konsequenz in der Politik.”

Sewing verwies auf Schätzungen von Experten, dass die deutsche Wirtschaft den Rest des Jahrzehnts unter gleichbleibenden Bedingungen um maximal ein Prozent pro Jahr wachsen wird. “Mit solchen Wachstumsraten werden wir die grüne Transformation der Wirtschaft nicht gestemmt bekommen. Wir werden es nicht schaffen, ausreichend in unsere Verteidigung zu investieren.” Deutschland brauche mehr qualifizierte Zuwanderung, die Gesellschaft müsse auch mehr und länger arbeiten. “Laut (Industriestaaten-Organisation) OECD haben die Deutschen 2023 im Schnitt fast neun Stunden pro Woche weniger gearbeitet als die US-Amerikaner. Und auch deutlich weniger als der EU-Durchschnitt.”

Sewing plädierte zudem dafür, Energie spürbar günstiger zu machen, Bürokratie zu entschlacken und die Infrastruktur auszubauen. Die Steuerbelastung für Unternehmen sollte auf 25 Prozent begrenzt werden. “Deutschland steckt in einer schwierigen Lage, aber wir haben es selbst in der Hand, diese Lage zu verbessern.”

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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