Seattle (Reuters) – Der US-Flugzeugbauer Boeing ist im Krisen-Jahr 2024 knapp an einem Rekordverlust vorbeigeschrammt.
Mit 11,83 Milliarden Dollar lag das Minus nur knapp unter den zwölf Milliarden, die Boeing im Corona-Jahr 2020 nach zwei tödlichen Flugzeugabstürzen verloren hatte. Vorstandschef Kelly Ortberg sagte am Dienstag aber, der Airbus-Rivale mache gute Fortschritte dabei, die Produktion zu stabilisieren. Vor gut einem Jahr hatte ein während des Fluges herausgefallenes Teil der Seitenwand einer Boeing 737 MAX für Negativschlagzeilen gesorgt und das Misstrauen der Aufsichtsbehörden weiter geschürt.
Das Minus hatte sich abgezeichnet, nachdem Boeing Ende der vergangenen Woche einen Verlust von rund vier Milliarden Dollar für das Schlussquartal in Aussicht gestellt hatte. Letztlich waren es 3,86 Milliarden – bei einem Umsatz von 15,2 Milliarden Dollar, der damit um fast eine Milliarde hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Seit 2019 hat Boeing damit Verluste von mehr als 30 Milliarden Dollar angehäuft. Ortberg bekräftigte die Einschätzung, es werde Jahre dauern, um die Unternehmenskultur bei Boeing zu verbessern – “wahrscheinlich die größte Veränderung, die wir schaffen müssen”.
Die Boeing-Aktie legte im frühen Handel an der New Yorker Börse fast fünf Prozent auf 184 Dollar zu. Der am Markt viel beachtete Mittelabfluss (negativer Cash-flow) war im vierten Quartal mit 4,1 Milliarden Dollar immerhin etwas geringer als die Analysten befürchtet hatten.
Neben den Problemen in der Verkehrsflugzeug-Sparte leidet der Konzern darunter, dass ihm bei Militäraufträgen, die zu Festpreisen vereinbart werden, die Kosten davonlaufen. Ortberg nannte die Belastungen “enttäuschend”, die in der Rüstungs- und Raumfahrt-Sparte 2024 zu Verlusten von 5,41 Milliarden Dollar führten. Ortberg schrieb in einem Brief an die Belegschaft, man habe jetzt einen klareren Blick auf die Risiken. “Wir haben vertiefte Untersuchungen all unserer herausfordernden Festpreis-Entwicklungsprogramme abgeschlossen.”
Die Lieferketten funktionierten nun wieder reibungsloser, schrieb Ortberg. Vom Langstreckenmodell Boeing 787 seien Ende des Jahres wieder fünf pro Monat ausgeliefert worden, obwohl es noch Engpässe etwa bei den Sitzen gebe. Aufwärts gehe es auch mit der Produktion des einstigen Verkaufsschlagers 737 MAX, der zum Sorgenkind geworden ist. Im Januar rechne er mit einer Produktion “in den höheren Dreißigern”, sagte Ortberg dem Sender CNBC. Im Dezember hatte Boeing nur 17 Maschinen des Typs gebaut. Bei den Varianten 737-7 und 737-10 arbeitet Boeing allerdings noch an Problemen mit den Enteisungssystemen.
(Bericht von Abhijith Ganapavaram in Bangalore, Allison Lampert in Montreal und Dan Catchpole in Seattle. Geschrieben von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)