Tokio (Reuters) – Der japanische Autobauer Nissan wird die angekündigte Fusion mit dem größeren Rivalen Honda nach Informationen von Insidern voraussichtlich platzen lassen.
Damit wären Pläne gescheitert, aus der Nummer zwei und drei in Japan den drittgrößten Autobauer weltweit zu schaffen, nach Toyota und Volkswagen. Den Eingeweihten zufolge ist aber offen, ob es einen neuen Anlauf geben könnte. Die beiden Autobauer hatten im Dezember angekündigt, ihren Zusammenschluss im Wert von umgerechnet 60 Milliarden Dollar auszuloten. Ursprünglich wollten sie sich bis Ende Januar einigen, der Termin wurde auf Mitte Februar verschoben.
Die Aktien von Nissan sackten an der Börse in Tokio um mehr als vier Prozent ab, bevor der Handel nach der Veröffentlichung des Berichts am Mittwoch ausgesetzt wurde. “Die Anleger könnten sich Sorgen um die Zukunft und den Turnaround von Nissan machen”, sagte Morningstar-Analyst Vincent Sun. Die Aktien von Honda blieben im Handel und beendeten den Tag mit einem Plus von mehr als acht Prozent – ein Zeichen dafür, dass die Anleger erleichtert waren, dass der Deal geplatzt war.
Die Gespräche würden durch wachsende Meinungsverschiedenheiten erschwert, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Sprecher der beiden Autobauer bestätigten das Scheitern der Verhandlungen nicht.
NUR EINE HONDA-TOCHTER?
Für Ärger bei Nissan sorgt einer Quelle zufolge, dass Honda aus dem kleineren Partner eine Tochtergesellschaft machen will. Das würde vom Geist der Gespräche abweichen, eine Fusion unter Gleichen anzustreben. “Ohne die Möglichkeit, die Kontrolle auszuüben, scheint Honda sich zurückzuziehen”, sagte Christopher Richter, Analyst für japanische Autos beim Brokerhaus CLSA.
Die Entwicklung wirft neue Fragen darüber auf, wie der schwer angeschlagene Autobauer Nissan seine jüngste Krise ohne externe Hilfe überstehen kann. Nissan steckt mitten in einer Sanierung, bei der 9000 von insgesamt 134.000 Beschäftigten gehen sollen und die globale Produktionskapazität um 20 Prozent reduziert wird. Honda verfolge den Fortgang der Sanierung mit Sorge, sagte ein Insider. Nissan leidet außerdem stärker als Honda oder Toyota unter möglichen Importzöllen der USA gegen Mexiko wegen seiner Produktion in dem mittelamerikanischen Land. Ein Werk dort teilt sich Nissan mit Mercedes-Benz.
Nissan tut sich schwerer als Konkurrenten mit der Umstellung auf Elektroautos. Das Unternehmen hatte sich von der jahrelangen Krise, die durch die Verhaftung und Absetzung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Chefs des Partners Renault Carlos Ghosn im Jahr 2018 ausgelöst wurde, nie vollständig erholt. Renault hatte erklärt, dass man gegenüber einer Fusion mit Honda grundsätzlich aufgeschlossen sei. Der französische Autobauer hält 36 Prozent an Nissan.
(Bericht von Maki Shiraki und Daniel Luessink; geschrieben von Ilona Wissenbach; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)