Friedenshoffnungen beflügeln Börsen – Dax im Rekordmodus

Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf einen baldigen Frieden in der Ukraine treibt die Börse in Europa in die Höhe.

Der Dax kletterte am Donnerstag um bis zu 1,9 Prozent auf 22.566,15 Punkte und lag damit erneut so hoch wie nie zuvor. Gegen Mittag notierte der deutsche Leitindex nur knapp darunter, während der EuroStoxx50 um 1,6 Prozent auf 5489 Zähler vorrückte.

“Der Drehzahlbereich ist tiefrot und der Motor heiß gelaufen. Neuestes Schmiermittel sind die Hoffnungen auf ein Ende des Krieges in der Ukraine”, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin wollen Gespräche zwischen den Verhandlungsteams beider Staaten starten, um Wege zur Beendigung der Kämpfe in der Ukraine auszuarbeiten. Einige Experten mahnten zur Vorsicht. “Der Optimismus ist wahrscheinlich etwas verfrüht”, sagte etwa Kyle Rodda, Chefanalyst beim Broker Capital.com. Grund sei die zu erwartende Bedingung, dass die Ukrainer Territorium aufgeben und nicht mehr auf eine Nato-Mitgliedschaft drängen. “Ein solches Zugeständnis ist eine große Forderung.”

ÖLPREIS UNTER DRUCK

Die Aussicht auf ein mögliches Friedensabkommen drückte die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI gaben jeweils fast 1,5 Prozent auf 74,22 und 70,38 Dollar je Fass (159 Liter) nach. Die Pläne von Trump und Putin hätten Hoffnungen geschürt, dass die Risiken für die Rohölversorgung abnehmen würden, schrieben die Experten der Australia and New Zealand Banking Group. “Anzeichen für eine Verknappung des Ölangebots treiben die Preise seit Wochen in die Höhe”, hieß es. Dabei hätten die US-Sanktionen gegen russische Ölkonzerne und Tanker die Situation zusätzlich verschärft.

Auch die Aktien der Rüstungskonzerne gerieten zeitweise unter Druck. Hensoldt und Rheinmetall büßten acht und 5,5 Prozent ein. Auch europäische Rivalen wie Leonardo, Saab, Thales und BAE Systems verloren zwischen 2,5 und knapp fünf Prozent.

THYSSENKRUPP GLÄNZT MIT ZAHLEN – DOUGLAS UNTER DRUCK

Bei den Einzelwerten glänzte Thyssenkrupp mit einem Kurssprung um 9,5 Prozent. Der Industriekonzern hatte im ersten Quartal sein operatives Ergebnis gesteigert und von Milliardenaufträgen der Marine-Tochter profitiert.

Ein Medienbericht über mögliche Sparmaßnahmen beflügelte indes HelloFresh. Die Papiere kletterten um sieben Prozent. “Dazu hilft auch die gute Prognose von Delivery Hero”, sagte der Händler. Der Essenslieferant geht nach einem starken vierten Quartal unter anderem davon aus, dass sein Umsatz 2025 um 17 bis 19 Prozent steigen wird. Die Delivery-Hero-Aktie sprang nach der Ankündigung um gut neun Prozent nach oben.

Gefragt waren auch die Aktien von Siemens, die um gut sechs Prozent vorrückten. Der Münchner Technologiekonzern hatte im abgelaufenen Quartal massiv vom Verkauf seiner Antriebs-Tochter Innomotics profitiert.

Das neue Strategieprogramm der Commerzbank kam bei den Anlegern weitgehend an. Die Titel bauten ihre anfänglichen Verluste wieder ab und rücken um rund ein Prozent vor. “Die sehr gute Prognose für 2028 hat die schwachen Aussichten für 2025 in den Hintergrund gedrängt”, kommentierte ein Händler. Vorstandschefin Bettina Orlopp will die Commerzbank mit Kostensenkungen und dem Abbau Tausender Stellen gegen die Übernahme durch die italienische Großbank UniCredit wappnen.

Verkauft wurden dagegen die Aktien von Douglas. Die Papiere der Parfümeriekette brachen um rund 15 Prozent ein. Douglas erwartet für das Geschäftsjahr 2024/2025 einen bereinigten operativen Gewinn am unteren Rand seiner ursprünglichen Prognose. “Obwohl man durchaus erwartet hatte, dass sich das Wachstum in der europäischen Premium-Schönheitsbranche 2025 weiter verlangsamen würde, zeigt die heutige Veröffentlichung von Douglas, dass dies ziemlich schnell eingetreten ist”, sagte Henrik Paganetty, Analyst bei der US-Investmentbank Jefferies.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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