Frankfurt (Reuters) – Die Deutsche Telekom hat im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als eine Million Neukunden gewonnen und ihr Gewinnziel übertroffen.
“Ein weiteres Rekordjahr für die Deutsche Telekom”, sagte Konzernchef Tim Höttges am Mittwoch. “Wir wachsen in allen Geschäftsbereichen.” Dieser Trend werde sich voraussichtlich im laufenden Jahr fortsetzen. Ein enttäuschendes Deutschland-Geschäft am Ende des Jahres trübte allerdings die Laune der Anleger im 30. Jahr der Privatisierung des Bonner Unternehmens.
Im vierten Quartal 2024 schrumpfte das Inlandsgeschäft den Angaben zufolge um 0,2 Prozent. Hier habe sich der Bruch der Ampel-Koalition in Berlin bemerkbar gemacht, sagte ein Telekom-Sprecher. Dadurch seien weniger öffentliche Aufträge vergeben worden. Experten rechnen allerdings mit Nachhol-Effekten nach der Bildung einer neuen Bundesregierung.
Von dieser forderte Höttges ein größeres Augenmerk für Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI). “Wir brauchen Rechenzentren in Europa und in Deutschland”, sagte der Manager auf der Bilanz-Pressekonferenz. “Mehr Rechenpower ist ein Muss für das zukünftige Wachstum unserer Volkswirtschaft und es ist ein Muss für die digitale Souveränität Europas. Wir werden unseren Beitrag leisten.”
REKORD-DIVIDENDE DANK TEILWEISE ÜBERTROFFENER ZIELE
Im vergangenen Jahr steigerte die Telekom den Konzernumsatz um 3,4 Prozent auf 115,77 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn kletterte um 6,2 Prozent auf 43,02 Milliarden Euro und der Free Cash Flow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, um 18,7 Prozent auf 19,16 Milliarden Euro. Damit seien die im November angehobenen Ziele erreicht und teilweise übertroffen worden, hieß es bei dem Bonner Konzern. Daher sollten die Aktionärinnen und Aktionäre für 2024 eine Rekord-Dividende von 0,90 Euro je Aktie erhalten.
Für das laufende Jahr stellte das Unternehmen einen Betriebsgewinn von rund 44,9 Milliarden Euro und einen Cash Flow von etwa 19,9 Milliarden Euro in Aussicht. Diese Ziele stünden in Einklang mit den Mittelfrist-Prognosen vom Kapitalmarkttag im Oktober. Analysten hatten allerdings auf mehr gehofft. Die Differenz resultiere unter anderem aus unterschiedlichen Wechselkursen, die den Vorhersagen zugrunde lägen, erläuterte ein Telekom-Sprecher.
VERHALTENES ECHO AUF ZAHLEN – AKTIE UNTER DRUCK
Analyst Marcus Bäumer von der Luzerner Kantonalbank bezeichnete die vorgelegten Zahlen als gemischt und den Ausblick als mäßig. “Ermutigend ist, dass das Unternehmen dazu tendiert, konservative Ziele zu setzen und diese im Laufe des Jahres anzuheben.” Die Telekom-Aktien des Unternehmens fielen dennoch um bis zu fünf Prozent. Das war der größte Kursrutsch seit einem knappen Jahr.
Wegen des schwächelnden Deutschland-Geschäfts nähmen einige Investoren Gewinne mit, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Schließlich habe die T-Aktie seit Jahresbeginn etwa 20 Prozent zugelegt. Das ist fast doppelt so viel wie der deutsche Leitindex Dax.
USA UND EUROPA WACHSTUMSSTARK – T-SYSTEMS IM AUFWIND
Wachstumstreiber war erneut die US-Tochter T-Mobile, die vor einigen Wochen überraschend starke Geschäftszahlen und einen optimistischen Ausblick geliefert hatte. Auch diesseits des Atlantiks lief es im vergangenen Jahr rund: “Das operative Segment Europa setzte sein Gewinnwachstum fort, das siebte Jahr in Folge, Quartal für Quartal”, teilte die Telekom mit. In Deutschland entschieden sich ungeachtet der politischen Turbulenzen weitere Verbraucher für die Angebote des Unternehmens. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 1,2 Millionen Neukunden hinzugekommen, etwa ein Drittel davon im Glasfasernetz.
Der 62-jährige Höttges, der seinen Vertrag unlängst bis 2028 verlängert hatte, kündigte darüber hinaus Veränderungen im Management an, “um die nächste Generation an den Start zu bringen”. Er habe ausreichend Zeit, um die Verjüngung des Führungsteams und seine Nachfolge zu regeln.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)