Shanghai/Frankfurt (Reuters) – Der Autobauer Mercedes-Benz streicht im Zuge seines milliardenschweren Sparprogramms auch Stellen in China: In den Abteilungen Vertrieb und Autofinanzierung sollen einem Insider zufolge zehn bis 15 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen.
Ähnliches sei auch bei IT-Diensten und in der Rechtsabteilung geplant, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Personalkosten sollten bis 2027 um 25 Prozent gesenkt werden. Das könne sich aber noch entsprechend der Marktbedingungen ändern. Als erstes hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über den Personalabbau in Vertrieb und Finanzierung berichtet.
Das Unternehmen dementierte die Personalkostensenkung um 25 Prozent, äußerte sich aber nicht zum Umfang der Stellenstreichungen. Mercedes-Benz optimiere Betriebsabläufe, um in einem dynamischen Markt wettbewerbsfähig und effizient zu bleiben. Mit den Beschäftigten arbeite man an Lösungen dazu, teilte der Autobauer mit.
KOSTEN SENKEN, FLEXIBEL BLEIBEN
Der Absatzrückgang in China um sieben Prozent im vergangenen Jahr hatte maßgeblich zum kräftigen Gewinnrückgang bei Mercedes-Benz beigetragen. Der Dax-Konzern hatte in der vergangenen Woche deshalb ein Sparprogramm von fünf Milliarden Euro bis 2027 weltweit angekündigt, das auch Personalabbau einschließt. Der Großteil der Stellen wird in Deutschland gestrichen – Zahlen dazu nennt das Unternehmen nicht.
Die Aussagen des Insiders beziehen sich auf die eigenen Beschäftigten von Mercedes-Benz in China, nicht auf das Produktions-Joint-Venture mit dem chinesischen Autobauer BAIC, BBAC. Mercedes hat rund 5000 Mitarbeitende in China, davon etwa 2000 in Forschung und Entwicklung, die nicht betroffen seien.
Finanzchef Harald Wilhelm hatte erklärt, auch das Joint-Venture BBAC werde “auf die richtige Größe” gestutzt und die Produktion in China optimiert. Ein Programm sei vereinbart worden, mit dem die Fixkosten und variablen Kosten um 20 Prozent und die Materialkosten um zehn Prozent reduziert werden sollen. “Wir müssen die Kapazität an die Marktsituation anpassen, die sich dramatisch geändert hat”, sagte Wilhelm. “Der Wettbewerb ist deutlich hitziger.”
Ein Teil der Produktionskapazität steht damit zur Disposition. Sie beläuft sich in China zurzeit auf 800.000 Fahrzeuge, produziert wurden im vergangenen Jahr aber nur rund 600.000 Pkw. Für 200.000 Einheiten gebe es “Optionalitäten”, sagte Wilhelm. Zugleich soll mit der Langversion des GLE 2026 aber ein weiteres Modell in China gebaut werden. Dem Insider zufolge liegen die Kapazitäten vorerst nur brach, Produktionslinien werden nicht abgerissen.
Weltweit will Mercedes-Benz Wilhelm zufolge die Produktionskapazität in den nächsten Jahren von 2,5 auf 2,0 bis 2,2 Millionen Einheiten schrumpfen. Fest steht, dass die Fertigung in Deutschland um 100.000 Einheiten, also zehn Prozent, reduziert wird.
(Bericht von Zhang Yan, Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)