Ingolstadt (Reuters) – Auch nach der Einigung auf den Abbau von bis zu 7500 Stellen in Deutschland steht Audi vor vielen ungelösten Problemen.
Die angedrohten Einfuhrzölle in die USA stellen die Strategie in Nordamerika in Frage, der schleppende Verkauf von Elektroautos lässt den Vorstand der Volkswagen-Tochter über eine verlängerte Produktion von Verbrenner-Modellen nachdenken.
“Eines ist klar: Es wird 2025 nicht leichter”, sagte Audi-Chef Gernot Döllner am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Ingolstadt. Auf die Zölle, die den Export von Audi-Modellen aus Mexiko in die USA behindern, könne man kurzfristig nur schwer reagieren, räumte Finanzvorstand Jürgen Rittersberger ein.
Die Produktion in Mexiko zu drosseln oder die Preise für US-Kunden zu erhöhen – das sei ein Balanceakt.
Er hofft auf die Politik: “Wir hoffen, dass das kurzfristig durch Gespräche gelöst wird.” Am Plan, den US-Markt für Audi zum dritten Standbein zu machen, habe sich nichts geändert, betonte Vorstandschef Döllner.
“Die USA sind unser Haupt-Wachstumsmarkt. Wir werden unsere Anstrengungen eher noch verstärken.” Er blieb aber vage, ob und wie Audi in den USA eine eigene Produktion aufbauen könne. Die Entscheidung über eine “Lokalisierung in Nordamerika” müsse im Volkswagen-Konzern getroffen werden – aller Voraussicht nach noch in diesem Jahr.
Bisher ist China der größte Markt für Audi. Dort wächst aber die lokale Konkurrenz bei Elektroautos rasant.
In diesem Jahr soll eine Modelloffensive weltweit neuen Schwung bringen. Der Umsatz der Oberklasse-Markengruppe aus Audi, Bentley, Lamborghini und Ducati-Motorrädern soll auf 67,5 bis 72,5 (2024: 64,5) Milliarden Euro steigen, nachdem er 2024 um acht Prozent geschrumpft war.
Die auf 6,0 (2023: 9,0) Prozent eingebrochene operative Umsatzrendite soll sich auf sieben bis neun Prozent verbessern. Audi hofft, dass vor allem der Absatz vollelektrischer Modelle deutlich steigt. Im abgelaufenen Jahr blieb ihr Anteil an den gesamten Verkaufszahlen bei weniger als zehn Prozent.
Vor einem Umdenken steht Audi daher beim Abschied von den Verbrenner-Fahrzeugen.
Es bleibe dabei, dass 2026 die letzten Audi-Verbrenner-Modelle neu auf den Markt kämen, sagte Döllner. “Wir brauchen aber mehr Flexibilität.” Bis die Produktion ausläuft, könne es – je nach Region – über das Jahr 2032 hinaus dauern.
“Die Brücke wird deutlich länger sein als wir gedacht haben.”
GEWINN BEI MARKE AUDI FAST HALBIERT
Für die Marke Audi war es ein schweres Jahr. Ihr operativer Gewinn brach auf 2,6 (2023: 4,8) Milliarden Euro ein, die Umsatzrendite ging auf 4,6 (7,5) Prozent zurück.
Dazu trugen auch Belastungen von 1,6 Milliarden Euro für die Schließung des Werks in Brüssel bei, wo bisher der Q8 e-tron vom Band lief. Abfindungen und Abschreibungen sowie Entschädigungen für Zulieferer schlagen hier zu Buche.
Die Kosten für den am Montag vereinbarten Abbau von bis zu 7500 Stellen in der Verwaltung und der Entwicklung sind in den Prognosen noch nicht enthalten, wie Rittersberger sagte. Bis 2029 fällt in Deutschland damit jeder siebte der 55.000 Arbeitsplätze weg.
Mehr als eine Milliarde Euro sollen dadurch eingespart werden. Für Entlastung in der Bilanz sorgen könnte dagegen eine gelockerte CO2-Regulierung in Europa, die Audi Strafzahlungen ersparen könnte.
Mittelfristig hat sich Audi eine operative Umsatzrendite von elf Prozent zum Ziel gesetzt, langfristig sollen es 13 Prozent werden.
“Aber wir evaluieren im Vorstand noch einmal, wann das erreichbar ist”, sagte Finanzchef Rittersberger.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)