Gewinnmitnahmen drücken Dax – Furcht vor “böser Zoll-Überraschung”

Frankfurt (Reuters) – Die Angst vor hohen US-Strafzöllen für die Europäische Union (EU) hat den Dax am Freitag ins Rutschen gebracht.

Der deutsche Leitindex, der in dieser Woche auf neue Bestmarken geklettert war, verlor 1,2 Prozent auf 24.166 Zähler.

Der EuroStoxx50 gab ein Prozent nach. “Der Schluck aus der Pulle mit einem Niveau über 24.600 Punkten war dann doch scheinbar zu groß,” konstatierte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die Investoren nähmen nun erst einmal ein paar Gewinne mit.

Der EU drohen neue pauschale Strafzölle der USA. US-Präsident Donald Trump kündigte an, Abgaben von 15 oder 20 Prozent auf die meisten Handelspartner zu erheben. Die EU und Kanada könnten bereits am Freitag Schreiben dazu erhalten, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) dem Sender NBC News.

Für Waren aus Kanada peilt Trump eine Abgabe von 35 Prozent ab dem 1. August an. “Der Optimismus aus der ersten Wochenhälfte mit neuem Dax-Rekord weicht vor dem Wochenende der Angst vor einer bösen Zoll-Überraschung,” sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners warnt: “Die Zölle haben weiterhin das Potenzial, Welthandel und Unternehmensgewinne massiv zu bremsen.” Das sollten Anleger trotz des mittlerweile eingetretenen Gewöhnungseffekts im Blick behalten.

GOLD ALS SICHERER HAFEN GEFRAGT

Der wieder erwachte Risikoappetit vieler Anleger hatte den Dax am Donnerstag noch auf ein Rekordhoch von 24.639,10 Punkte getrieben. Auf Wochensicht legte der deutsche Leitindex 1,7 Prozent zu.

Am Freitag bevorzugten Anleger vermeintlich sichere Anlagen wie Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,7 Prozent auf 3346 Dollar je Feinunze. Auch der Dollar-Index legte um 0,2 Prozent auf 97,82 Dollar zu.

Der Euro musste dagegen Federn lassen, er verlor 0,3 Prozent auf 1,1666 Dollar. Die potenzielle Eskalation des Handelskonflikts zwischen der EU und den USA sei für die Finanzmärkte ein großes Thema und könnte sehr destabilisierend wirken, sagte Joseph Capurso von der Commonwealth Bank of Australia.

Ebenso Industrierohstoffe wie Öl und Kupfer waren wegen der zunehmenden Konjunktur- und Zollsorgen nicht oder nur in Maßen gefragt.

Am Krypto-Markt ließen sich die Investoren dagegen nicht aus der Ruhe bringen.

Die risikoreiche Cyber-Devise Bitcoin näherte sich der 120.000-Dollar-Marke. Sie stieg in der Spitze um 4,6 Prozent auf 118.832 Dollar. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Plus auf rund 25 Prozent. Unter anderem die Zuflüsse in börsengehandelte Bitcoin-Spot-ETFs und ein kryptofreundliches regulatorisches Umfeld in den USA sorgten nach wie vor für Kursfantasien, sagte Timo Emden vom Emden Research.

FINANZWERTE SCHWÄCHELN

Auf der Unternehmensseite hielten sich im Dax lediglich RWE und Siemens Energy knapp im Plus.

Mit zu den größten Verlierern zählten die konjunktursensiblen Finanzwerte. Die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank verloren jeweils zwei Prozent. Die Titel der norwegischen Bank DNB rutschten um fast acht Prozent ab, nachdem das Institut niedrigere Quartalsgewinne als erwartet gemeldet hatte.

Der europäische Bankensektor gab 1,8 Prozent nach.

Aufwärts ging es dagegen für die Papiere von BP. Sie rückten an der Londoner Börse zeitweise um 3,1 Prozent vor. Der Energiekonzern erwartet, dass die Öl- und Gasproduktion im zweiten Quartal höher ausfällt als im ersten Trimester.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser.

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