Europas Anleger halten vor Inflationsdaten die Füße still

Frankfurt (Reuters) – Vor den mit Spannung erwarteten Inflationsdaten bleiben die Anleger in Europa lieber in Deckung.

Dax und EuroStoxx50 zeigten sich am Dienstagmittag wenig verändert bei 14.407 Zählern und 3945 Punkten. “Anleger und Analysten erwarten im Monatsvergleich zum ersten Mal seit zwölf Monaten einen Preisrückgang”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners mit Blick auf die am frühen Nachmittag erwarteten Daten zur deutschen Teuerungsrate für November. Davor blieben die Investoren im “Abwartemodus”.

Von Reuters befragte Analysten rechneten im Schnitt mit einem Preisanstieg in Deutschland von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit einen Hauch weniger als im Oktober, als die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Wert seit 1951 erreichte. Auch von den am Mittwoch anstehenden Inflationszahlen in der Eurozone erwarteten Börsianer einen leichten Rückgang. “Sollten die heutigen Daten aus Deutschland dies bereits andeuten, könnten am Markt die Zinsphantasien für Dezember und somit der Euro einen Dämpfer erhalten”, sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger.

EURO LEGT ZU – ÖL-PREISE AUCH

Der Euro zog im Vorfeld der Veröffentlichung um 0,4 Prozent auf 1,0380 Dollar an und lag damit nahe seinem am Vortag erreichten Fünf-Monats-Hoch von 1,0497 Dollar. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag gesagt, dass die Inflation in der Eurozone ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht habe und damit alle Türen für Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank offen gehalten.

“Der Konsens geht davon aus, dass sich die deutsche Gesamtinflation bei 10,4 Prozent stabilisiert und die Zahlen für die Eurozone morgen leicht zurückgehen werden”, sagte ING-Devisenstratege Francesco Pesole. “Es ist schwer vorstellbar, dass dies die Sichtweise der EZB signifikant verändert, aber ein über dem Konsens liegender Wert könnte die Märkte dazu veranlassen, eine Anhebung um 75 Basispunkte im Dezember ernsthaft in Betracht zu ziehen”. Die EZB hatte ihren Leitzins zuletzt zwei Mal in Folge um 75 Basispunkte angehoben.

Mit den zunehmenden Zinsspekulationen rückten die Sorgen um die steigenden Corona-Zahlen in China etwas in den Hintergrund. Nach den jüngsten regierungskritischen Protesten will die chinesische Regierung das Tempo bei den Corona-Impfungen erhöhen. Spekulationen auf eine Lockerung der Null-Covid-Politik hatte zuvor die Börsen in China angetrieben.

Die Aussicht auf eine Lockerung der strikten Corona-Auflagen schob auch den Ölpreis an. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich jeweils um mehr als zwei Prozent auf 85,31 und 79,05 Dollar pro Barrel. Zur Erholung von dem zuvor erreichten Jahrestiefststand trugen auch Spekulationen über mögliche Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+ bei.

CREDIT SUISSE SACKT AUF REKORDTIEF

Die Aktien der krisengeplagten Großbank Credit Suisse sackten unterdessen auf ein Rekordtief von 2,888 Franken ab. Treiber des jüngsten Einbruchs war neben der Gewinnwarnung vom vergangenen Mittwoch auch ein technischer Aspekt der Kapitalerhöhung. Damit lasse sich aber nur ein Teil des Wertverlustes der Aktien in den vergangenen Tagen erklären, sagte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. “Der Schluss liegt nahe, dass es sich um ein weiteres Misstrauensvotum des Marktes gegenüber der Großbank handelt.”

Eine Warnung vor steigenden Kosten für die Luftfahrtindustrie wegen höherer Treibstoffpreise, des stärkeren Dollars und einer Lohninflation setzte unterdessen Easyjet zu. Die Aktien des britischen Billigfliegers gaben in London um bis zu fünf Prozent nach, trotz der anhaltend hohe Nachfrage für das nächste Sommerhalbjahr. Weitere Kostenbelastungen könnten die Rentabilität unter Druck setzen, konstatierten die Experten von JP Morgan.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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