London (Reuters) – Die krisengeplagte Credit Suisse steuert Insidern zufolge mit ihrer Kapitalerhöhung auf einen Erfolg zu.
Kurz vor Ende der Ausübungsfrist am Donnerstagmittag zeichne sich ab, dass die Anleger mehr als 90 Prozent der angebotenen Aktien zeichneten, wie fünf mit der Transaktion vertraute Banker der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Den 20 Banken, die die Kapitalerhöhung fest übernommen hatten, bleibe damit höchstens ein kleiner Restbetrag. Die Platzierung im Volumen von 2,2 Milliarden Franken ist Teil eines Pakets von insgesamt rund vier Milliarden Franken, mit dem die Schweizer Großbank die Bilanz aufpolstern und eine jahrelange Sanierung finanzieren will.
Die mit der Transaktion vertrauten Personen sehen in der Erholung des Aktienkurses ein Zeichen dafür, dass die Investoren zugreifen. Am 1. Dezember hatten die Titel ein Rekordtief von 2,654 Franken markiert. Äußerungen von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, wonach die Abflüsse von Kundengeldern praktisch zum Erliegen gekommen seien, hatten dann zu einer Erholung beigetragen. Am Mittwochabend notierten die Titel bei 2,85 Franken und damit 13 Prozent über dem Ausübungspreis von 2,52 Franken. Credit Suisse wollte sich zur Entwicklung der Kapitalerhöhung nicht äußern.
“RISIKOPRÄMIE ENTHALTEN”
“Die vier Milliarden Franken werden das Kapital stabilisieren und bei der Credit Suisse dafür sorgen, dass in den kommenden Quartalen mehr Ruhe einkehrt”, erklärte Andreas Thomae, Corporate-Governance-Spezialist bei der Fondsgesellschaft Deka Investment. Aber es werde dauern, bis die Restrukturierung greife. Es sei deshalb verständlich, wenn sich der eine oder andere Anleger bei der Kapitalerhöhung zurückhalte. “Auf der anderen Seite ist es eine sehr günstige Transaktion für die Aktionäre, die auch das Risiko eines Scheiterns der Restrukturierung einpreist, sonst wäre der Kurs viel höher. Da ist eine hohe Risikoprämie drin enthalten.”
Vor Ablauf der Frist am Dienstagabend hatten Aktionäre Bezugsrechte, die sie nicht ausüben wollten, verkauft. Die Bezugsrechte geben den Inhabern die Möglichkeit, im Rahmen der Kapitalerhöhung Aktien mit einem Abschlag zu kaufen, und haben deshalb einen entsprechenden finanziellen Wert. Eine große Spanne zwischen dem Aktienkurs eines Unternehmens während einer Bezugsrechtsemission und dem Zeichnungspreis der Transaktion deutet üblicherweise auf Appetit des Marktes hin. Fallen die Aktien unter den Ausgabepreis, können die Anleger sie auf dem freien Markt billiger erwerben, was zu einer geringeren Inanspruchnahme der Transaktion führt und die Konsortialbanken möglicherweise mit Restbeständen belastet.
Dass die Kapitalerhöhung einer Bank in einer schwierigen Lage kein Selbstläufer ist, zeigt das Beispiel Monte Dei Paschi. Vor einigen Wochen griffen die Anleger nur bei etwa einem Zehntel des 2,5 Milliarden Euro schweren Barangebots des italienischen Kreditinstituts zu, sodass eine Gruppe von Investoren den Großteil der nicht von der italienischen Regierung gedeckten Aktien kaufen musste.
Credit Suisse will das Ergebnis der Bezugsrechtsemission am Donnerstag nach Börsenschluss veröffentlichen. Mit den vier Milliarden Franken will das Institut einen tiefgreifenden Umbau einschließlich des Abbaus von rund 9000 Stellen finanzieren und zu einem risikoärmeren Geschäft übergehen. Im Zug der Ausgabe der neuen Aktien steigt die teilweise im Besitz Saudi-Arabiens stehende Saudi National Bank mit einem Anteil von knapp zehn Prozent zu einem einflussreichen Eigner auf.
(Bericht von Lucy Raitano und Pablo Mayo Cerqueiro; Mitarbeit Oliver Hirt; geschrieben von Paul Arnold. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)