Berlin (Reuters) – Börsianer blicken so optimistisch auf die Konjunktur im Euro-Raum wie seit über einem halben Jahr nicht mehr.
Das entsprechende Barometer stieg im Januar um 3,5 auf minus 17,5 Punkte und damit bereits den dritten Monat in Folge. Das teilte die Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer Umfrage unter gut 1200 Investoren mit. Das ist der höchste Stand seit Juni 2022. “Die Anleger hoffen auf eine mild verlaufende Rezession”, sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Die Aussichten wurden so gut bewertet wie seit knapp einem Jahr nicht mehr, auch die aktuelle Lage wurde nicht mehr so düster bewertet.
“Die Anleger gehen immer noch von einer Rezession aus, die jedoch deutlich milder erwartet wird”, sagte Hussy. “Dennoch darf nicht verkannt werden, dass die Verbesserung immer noch auf einem niedrigen Niveau abläuft.” Überraschend hohe Gasfüllstände, das milde Winterwetter und die weiter stabilen Arbeitsmärkte trügen dazu bei, dass nicht mehr ganz so pessimistisch auf die Konjunktur geschaut werde. Allerdings sollte dies nicht als generelle Trendwende fehlinterpretiert werde. “Die Rezessionsgefahren bleiben bestehen”, sagte Hussy.
Für Deutschland bleibt die Tendenz ähnlich. Hier kletterte das Barometer zum Jahresauftakt ebenfalls den dritten Monat in Folge und erreichte mit minus 16,5 Punkten den höchsten Stand seit Juni 2022 ist. “Es keimt Hoffnung auf, dass eine schwere Rezession verhindert werden kann”, sagte Hussy. “Angetrieben wird dies unter anderem von nachlassenden Inflationssorgen.” Die Teuerungsrate war im Dezember unerwartet stark zurückgegangen, und zwar von 10,0 auf 8,6 Prozent. Das könnte den Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank (EZB) etwas mindern, ihre Zinsen in diesem Jahr weiter kräftig heraufzusetzen. “Ob der Rückgang der Inflationsraten jedoch nachhaltig ist, dürfte sich in den kommenden Monaten zeigen”, warnte Hussy zugleich.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)