Berlin (Reuters) – Die Unternehmen in Deutschland kommen angesichts steigender Zinsen und der befürchteten Rezession schwieriger an neue Bankkredite.
29,9 Prozent jener Unternehmen, die gegenwärtig Verhandlungen über ein Darlehen führen, berichteten im Dezember von Zurückhaltung bei den Banken. Im September waren es nur 24,3 Prozent, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner vierteljährlichen Umfrage mitteilte. “Die Banken erhöhen nach und nach die Kreditzinsen und gehen zurückhaltender bei der Vergabe vor”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. “Die Zeiten der Niedrigzinsen sind erst einmal vorbei.” Viele Unternehmen müssten sich daran gewöhnen und die Finanzierungsstruktur anpassen.
Besonders bei den Dienstleistern schauen die Banken genauer hin: Hier berichteten 34,6 Prozent der kreditsuchenden Firmen, dass die Geldhäuser restriktiver geworden seien. Dabei sticht wiederum vor allem die Gastronomie mit 67,7 Prozent hervor. In der Industrie lag der Wert bei rund 28 Prozent. Im Einzelhandel waren es hingegen nur knapp 21 Prozent.
Am stärksten betroffen sind nach wie vor die Kleinstunternehmen und Selbstständigen. Fast jeder zweite Dienstleister in diesem Segment berichtete von Problemen, an frisches Geld zu kommen. “Für einige Selbstständige ist die aktuelle wirtschaftliche Lage schwierig”, sagte Wohlrabe dazu. “Für sie ist der Bankkredit immer noch eines der wichtigsten Finanzierungsinstrumente.” Das verschärfe für viele Selbstständige die Situation.
Die deutsche Wirtschaft steuert Ökonomen zufolge auf eine Rezession zu, da ihr die Energiekrise, Materialengpässe, steigende Zinsen und die hohe Inflation zusetzen. Allerdings ist zuletzt die Hoffnung gewachsen, dass ein scharfer Einbruch ausbleibt und es nur zu einer milden Rezession kommt. Das Ifo-Institut etwa rechnen in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,1 Prozent. Auch ist die angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen befürchtete Pleitewelle bislang ausgeblieben.
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)