Linde-Aktionäre winken Rückzug von Frankfurter Börse durch

Berlin (Reuters) – Die Aktionäre des Industriegase-Konzerns Linde haben mehrheitlich für einen Rückzug von der Frankfurter Börse gestimmt.

Damit verliert die Deutsche Börse ihren mit Abstand größten Wert im Leitindex Dax. Linde teilte am Mittwoch mit, bei einer außerordentlichen Hauptversammlung habe die Zustimmung nach vorläufigen Ergebnissen bei mindestens rund 93 Prozent gelegen. Der Rückzug vom deutschen Aktienmarkt solle nach Zustimmung der Aufsichtsbehörden am oder um den 1. März erfolgen. Die offiziellen Abstimmungsergebnisse sollen binnen vier Tagen vorgelegt werden. Insgesamt hätten sich rund 78 Prozent des stimmberechtigten Kapitals an der Abstimmung beteiligt.

Mit einer Zustimmung zu dem Delisting war im Vorfeld gerechnet worden, nachdem der einflussreiche Aktionärsberater ISS – seit zwei Jahren eine Tochter der Deutschen Börse – seinen Kunden empfohlen hatte, für den Vorschlag zu stimmen. Deutsche Fondsgesellschaften hatten dagegen den Schritt scharf kritisiert und angekündigt, dem Management die Zustimmung zu verweigern. Ingo Speich, Corporate-Governance-Chef von Deka Investment, hatte darauf verwiesen, dass Linde bei der Übernahme von Praxair diesen Schritt ausgeschlossen hatte. Institutional Shareholder Services (ISS) hält dagegen die Argumente des Linde-Vorstandes für die Konzentration auf die New Yorker Börse für “überzeugend”.

Linde hatte die Rückzugspläne mit dem Mehraufwand bei der Bilanzierung und Bewertungsfragen begründet. Das Vorhaben hatte eine Debatte über die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Finanzplatzes im internationalen Vergleich ausgelöst. Hintergrund sind auch die Regelungen im Dax: Dort darf zum Verkettungstermin ein einzelner Wert nicht mehr als zehn Prozent des Index ausmachen. Weil sich die Linde-Aktie besser entwickelte als die meisten anderen Dax-Werte, wurde das Index-Gewicht bei jeder Neuberechnung wieder gekappt – mit der Folge, dass Indexfonds (ETF) einen Teil der Papiere wieder verkaufen mussten.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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