Düsseldorf (Reuters) – Bei der Deutschen Post sind die Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten in der Bundesrepublik am Mittwoch in die zweite Runde gegangen.
Die auf zwei Tage angesetzten Verhandlungen hätten in Köln begonnen, sagten Vertreter des Konzerns und der Gewerkschaft Verdi. Vor beiden Seiten liegen schwierige Gespräche: Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, die Post hatte die Gehaltsforderung bereits als realitätsfern abgewiesen. Verdi hatte den Bonner Konzern zur Vorlage eines “verhandlungsfähigen Angebots” aufgefordert. Sie hoffe für die zweite Runde auf einen großen Schritt nach vorn, hatte Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis gesagt.
Gelingt dies nicht, könnten der Post vor einer neuen Gesprächsrunde Anfang Februar Proteste und Warnstreiks ins Haus stehen. Die Friedenspflicht ist zum Jahreswechsel abgelaufen. In der ersten Gesprächsrunde hatten beide Seiten keine Fortschritte erzielt, die Post pochte damals Kocsis zufolge auf einer Vertragslaufzeit bis Mitte 2025. Nun müssen beide Seiten bei Laufzeit und Löhnen ins Detail gehen. Sollte es keine Fortschritte geben, werde Verdi entscheiden, ob die Gewerkschaft ihrer Forderung “in den Betrieben Nachdruck verleihen” werde, hatte Kocsis gesagt. Bei der Post seien rund 140.000 der 160.000 Tarifbeschäftigten in Entgeltgruppen eingruppiert, in denen das Monatsgrundentgelt zwischen 2108 und 3090 Euro brutto betrage. Gerade diese Beschäftigten seien “im besonderen Maße von der hohen Inflation betroffen”. Ohne eine kräftige Lohnerhöhung drohe ihnen ein Reallohnverlust.
Die Post und Verdi hatten sich zuletzt im September 2020 auf Lohnerhöhungen verständigt. Die Einigung sah damals bei einer Laufzeit von 28 Monaten unter anderem vor, dass die Löhne und Gehälter zum 1. Januar 2021 um drei Prozent und am 1. Januar 2022 noch einmal um zwei Prozent stiegen. Die Post fährt den Löwenanteil ihrer Gewinne längst außerhalb des traditionellen Briefgeschäfts in der Bundesrepublik ein. Insgesamt rechnet der Konzern für 2022 mit einem operativen Rekord-Gewinn (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro, das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland soll dazu rund 1,35 Milliarden Euro beitragen.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)