München (Reuters) – Die Allianz verkauft ihr Geschäft mit dem Mittelstand und mit der Unterhaltungsindustrie in den USA und will sich dort auf internationale Großkunden konzentrieren.
Wesentliche Teile der traditionsreichen Tochter Fireman’s Fund gingen für 450 Millionen Dollar an den Bermuda-Versicherer Arch Capital, teilte die Allianz am Freitag mit. Der Münchner Versicherungsriese trennt sich damit von rund einem Drittel des Prämienvolumens der Industrieversicherungs-Sparte Allianz Commercial in den USA. Dort passen kleinere Firmenkunden sowie die Versicherung von Filmproduktionen und Sportveranstaltungen nicht mehr ins Portfolio.
“Dieser strategische Schritt für unser US-Geschäft erlaubt uns, unsere Stärken in den Marktsegmenten auszuspielen, in denen wir große Erfahrungen mit den komplexesten Risiken unserer Kunden haben”, erklärte Tracy Ryan, die im Vorstand der Tochter AGCS für Nordamerika zuständig ist. ACGS tritt nach außen unter der Marke Allianz Commercial auf. Sie erwirtschaftete 2023 in den USA ein Prämienvolumen von 5,3 Milliarden Dollar, wovon 1,7 Milliarden auf das vor dem Verkauf stehende Geschäft entfallen. Weltweit kommt Allianz Commercial auf rund 18 Milliarden Euro Beitragseinnahmen. Der Versicherer hatte Fireman’s Fund 1991 gekauft, das Privatkunden-Geschäft aber bereits 2015 an ACE (heute Chubb) abgegeben.
Von dem Verkauf betroffen sind rund 500 Mitarbeiter, die zu Arch wechseln. Arch Capital übernimmt nach Angaben der Allianz Verlustrückstellungen von rund zwei Milliarden Dollar, wovon sich die Münchner nach und nach die Freisetzung von rund einer Milliarde Dollar Kapital erwarten.
Die Allianz ist in den USA ein relativ kleiner Versicherer. Daher war immer wieder über eine große Übernahme dort spekuliert worden. Vertreten bleibt sie mit dem Lebensversicherer Allianz Life, dem Kreditversicherer Allianz Trade und Allianz Partners, die vor allem Reiseversicherungen verkauft. Groß ist der Konzern in den USA dagegen in der Vermögensverwaltung mit dem Anleihen-Spezialisten Pimco. Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors musste sich dagegen nach einem Skandal um den Verkauf von Hedgefonds weitgehend aus den USA zurückziehen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)