Anleger setzen nach Daten auf US-Zinswende im Herbst

Frankfurt (Reuters) – Frische Konjunkturdaten haben die Hoffnung der Anleger auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im Herbst bestärkt.

Der Dax drehte nach der Veröffentlichung am Freitagnachmittag leicht ins Plus und notierte bei 18.516 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 0,2 Prozent auf 4994 Zähler vor. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten im Plus.

Die Fed achtet auf dem Weg zur Zinswende besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf die persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten bezogen ist. Der hieraus berechnete sogenannte PCE-Index legte im April um 2,7 Prozent zu. Eine negative Überraschung blieb damit aus, denn Experten hatten mit diesem Wert gerechnet. Die Zahlen zu den Verbraucherausgaben wiesen zugleich darauf hin, dass die US-Konjunktur von der Hochzinspolitik der Fed gebremst wird und deutlich langsamer wächst als noch Ende vorigen Jahres. “Auf einmal geben die Verbraucher nicht mehr so viel Geld aus, als gäbe es kein Morgen, sondern knausern nur noch mit den Pfennigen”, konstatierte Brian Jacobsen, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Annex in Wisconsin. Auch dies schürte Hoffnungen auf eine etwas schnellere Zinswende der Fed. Die Währungshüter versuchen, mit hohen Zinsen die Inflation einzudämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

NEGATIVE ÜBERRASCHUNG BEIM US-PCE-INDEX BLEIBT AUS

Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank im September, November und Dezember wird derzeit an den Terminmärkten auf gut 50, 65 und 85 Prozent geschätzt. Vor der Veröffentlichung waren es knapp 50, 60 und 80. Der Dollar-Index gab zugleich um 0,3 Prozent auf 104,41 Punkte nach. Der Euro rückte im Gegenzug um 0,4 Prozent auf 1,09 Dollar vor.

Die Verunsicherung rund um die Entwicklung der Inflation im Euroraum grenzte zugleich die Gewinne an den europäischen Börsen ein. Die Verbraucherpreise stiegen in der 20-Länder-Gemeinschaft im Mai um 2,6 Prozent binnen Jahresfrist. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Rate bei 2,4 Prozent gelegen. Obwohl der Anstieg etwas stärker ausfiel als erwartet, gilt eine Zinswende der Europäischen Zentralbank in der kommenden Woche dennoch als wahrscheinlich. “Es bleibt aber spannend, wie es nach dem Sommer mit den Zinsen weitergeht”, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. “Für weitere Lockerungsschritte wird die EZB in den Daten vor allem ein Abklingen des Preisdrucks bei den Dienstleistungen sehen wollen.”

CARL ZEISS FÄLLT NACH KOMMENTAR

Bei den Einzelwerten gerieten Carl Zeiss Meditec nach einem negativen Analystenkommentar unter Druck. Die Papiere des Medizintechnikunternehmens rutschten um knapp vier Prozent ab und waren mit 85,85 Euro so billig wie seit Anfang Dezember nicht mehr. Die Experten der US-Bank JP Morgan hatten den Titeln den Status “Negative Catalyst Watch” verliehen. Die zuletzt starke Leistung von Rivalen könne ein Zeichen für Marktanteilsverluste sein, hieß es. Daher bestehe ein Risiko, dass Carl Zeiss seine Jahresprognose senkt.

An der Börse in Zürich setzten die Aktien von Nestle nach zuversichtlichen Äußerungen von Konzernchef Mark Schneider ihren Erholungskurs fort. Die Titel des Nahrungsmittelriesen zogen am Freitagvormittag um knapp anderthalb Prozent an. Am Donnerstag hatten sie 3,3 Prozent gewonnen. Schneider hatte gesagt, dass das Geschäft des Anbieters von Marken wie Nespresso und KitKat dank Marketing und neuer Produkte in Schwung komme. Gestützt auf Marktforschungsdaten hatten Analysten befürchtet, dass Schneider den Ausblick zurücknehmen könnte.

In London setzte ein Rücktritt des Finanzchefs der Aktie der Dubliner Glücksspielfirma Flutter Entertainment zu. Die Anteilsscheine des weltgrößten Anbieters von Online-Sportwetten verloren knapp drei Prozent. Finanzchef Paul Edgecliffe-Johnson verlasse Flutter mit sofortiger Wirkung, teilte das Unternehmen mit.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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