Berlin (Reuters) – Das Auftragspolster der deutschen Industrie hat im Mai den fünften Monat in Folge abgenommen – vor allem in der Autobranche.
Der Auftragsbestand schrumpfte um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die noch offenen Bestellungen aus dem Inland sanken ebenso wie die aus dem Ausland um 0,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es insgesamt einen Rückgang des Auftragsbestands von 5,4 Prozent. “Der Auftragsbestand siecht lautlos dahin”, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. “Die Stimmung ist anhaltend schlecht, so dass sich eine Besserung der Auftragslage nicht abzeichnet.” Unternehmen dürften Kapazitäten daher wohl weiter anpassen. “Das wird, wie zum Teil schon zu hören war, vor der Beschäftigung kaum Halt machen.”
Zu der negativen Entwicklung trug auch diesmal die Automobilindustrie bei: Hier sank der Auftragsbestand um 0,8 Prozent im Vergleich zum April und damit bereits den 16. Monat in Folge. Wegen Lieferkettenproblemen während der Corona-Pandemie war der Auftragsbestand in der Autobranche vor allem 2021 sehr stark gestiegen, als es etwa an der Versorgung mit wichtigen Halbleitern haperte. Nun kann der Stau angesichts einer besseren Verfügbarkeit allmählich aufgelöst werden, zumal das Neugeschäft derzeit schwächelt. Die Bereiche Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie Herstellung von Metallerzeugnissen verzeichneten ein Minus von je 0,9 Prozent. Positiv auf den Auftragsbestand wirkte sich hingegen der Anstieg bei Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (+1,0 Prozent) aus.
Die Reichweite des Auftragsbestands in der deutschen Industrie stieg im Mai leicht auf 7,2 Monate, nach 7,1 Monaten im April, wie das Statistikamt außerdem herausfand. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne Neugeschäft theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Anlagen blieb die Reichweite unverändert bei 9,7 Monaten, bei den Konsumgüterproduzenten ebenfalls unverändert bei 3,5 Monaten. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern stieg die Reichweite minimal auf 4,1 Monate.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)