Engpass bei Aluteilen – Sportwagenbauer Porsche senkt Prognose

München/Berlin (Reuters) – Ein überflutetes Werk eines Aluminium-Zulieferers macht dem Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche schwer zu schaffen.

Weil damit Karosserie-Bauteile fehlten, die Porsche für alle Baureihen verwendet, drohten Stillstände in der Produktion, warnte die Volkswagen-Tochter. Die Engpässe könnten wochenlang andauern, der Lieferant habe einen Fall höherer Gewalt (Force majeure) gemeldet. Die Ausfälle ließen sich “trotz unverzüglich ergriffener Gegenmaßnahmen” im Jahresverlauf wohl nicht mehr aufholen. Porsche senkte daher seine Gewinn- und Umsatzprognose. Der Umsatz werde 2024 mit 39 bis 40 (bisher: 40 bis 42) Milliarden Euro ebenso niedriger ausfallen wie die operative Umsatzrendite, die Porsche nur noch zwischen 14 und 15 (bisher 15 bis 17) Prozent erwartet. Auch der Mittelzufluss (Cash-flow) dürfte geringer sein als geplant.

Das drückte die im Leitindex Dax enthaltene Porsche-Aktie am Dienstag um 5,6 Prozent auf 68,54 Euro. “Es ist eine Flut biblischen Ausmaßes, die die Zuwächse seit dem Börsengang weggespült hat”, schrieb Analyst Stephen Reitman von Bernstein Research. Vor knapp zwei Jahren waren die Aktien zu 82,50 Euro ausgegeben worden.

Ursache des Problems ist offenbar der US-Aluminium-Konzern Novelis, dessen Werk in Sierre im schweizerischen Kanton Wallis Ende Juni überflutet wurde und seither stillsteht. Die Produktion könne erst nach und nach wieder aufgenommen werden, erklärte eine Sprecherin. Wann das Werk wieder voll lieferfähig ist, sei nicht absehbar. “Unsere Fähigkeit, unsere Kunden in Europa zu beliefern, ist davon beeinträchtigt.” Porsche wollte sich dazu nicht äußern. Auch das Werk des französischen Alu-Konzerns Constellium im Wallis war überflutet worden. Das Unternehmen betonte aber, man beliefere Porsche nicht aus der Schweiz.

Analyst Reitman schrieb, von dem Ausfall seien fünf Hersteller von Karosserie-Bauteilen für Porsche betroffen. Wegen des fehlenden Nachschubs werde Porsche in diesem Jahr mindestens 10.000 bis 17.400 Autos nicht bauen können. Dagegen hält Jürgen Molnar von RoboMarkets die Begründung für nicht stichhaltig: “Lieferengpässe sollten nicht auch dafür verantwortlich sein, dass generell die Nachfrage nach Luxus und insbesondere die in China derzeit zu wünschen übriglässt.”

Die schwachen Verkaufszahlen in China hatten den Porsche-Absatz im ersten Halbjahr weltweit um sieben Prozent gedrückt. Der Sportwagenbauer will am Mittwoch über Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr berichten. Analysten gingen bisher im Schnitt von einem Jahresumsatz von 40,6 Milliarden Euro aus.

BMW UND MERCEDES: KEINE PROBLEME WEGEN ALU-AUSFALL

Andere Autobauer verneinten ähnliche Konsequenzen aus dem fehlenden Alu-Nachschub wie bei Porsche. BMW erklärte, man sei von den Ausfällen ebenfalls betroffen, habe diese aber dank Notfallplänen kompensieren können, so dass es nicht zu einem Stillstand gekommen sei. Absatz- und Gewinnprognose seien nicht in Gefahr. Ein Mercedes-Benz-Sprecher verwies auf eine “diversifizierte und globale Lieferanten-Basis”, deretwegen man keine Probleme habe.

Erst am Montag hatte Porsche gewarnt, dass die Umstellung auf Elektroautos langsamer vonstatten gehe als gedacht. Nach den bisherigen Plänen sollten 80 Prozent der verkauften Porsches bis 2030 Elektrofahrzeuge sein. Nun erklärte der Autobauer, das hänge von der Nachfrage ab. “Der Übergang auf Elektrofahrzeuge dauert länger als wir vor fünf Jahren gedacht hatten”, hieß es in einer Stellungnahme. Die Produktstrategie sei auf 80 Prozent reine Elektro-Modelle bis 2030 ausgerichtet – “abhängig von der Kundennachfrage und der Entwicklung der Elektromobilität”. Daher bleibe Porsche dabei, weiterhin Verbrenner- und Elektromodelle zu entwickeln. “Unsere Doppelstrategie ist wichtiger denn je.”

Der Porsche- und VW-Großaktionär Porsche SE muss seine Gewinnprognose trotz der Probleme bei dem Sportwagenbauer nicht korrigieren. Die Bandbreite, die die börsennotierte Holding der Familien Piech und Porsche für den Nettogewinn in Aussicht gestellt hat, ist mit 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro allerdings sehr breit. Die Nettoverschuldung der Porsche SE werde zum Jahresende bei 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro liegen. Sie hält 12,5 Prozent an der Porsche AG direkt und ist mit 31,9 Prozent an deren Mehrheitsaktionär Volkswagen beteiligt.

(Bericht von Alexander Hübner, Victoria Waldersee und Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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