Zürich (Reuters) – Der Nahrungsmittelriese Nestle drosselt das Tempo seiner Preiserhöhungen, um die Kunden bei der Stange zu halten.
Weil die Verbraucher preisempfindlicher geworden seien und zwischen den Einzelhändlern ein intensiver Wettbewerb herrsche, versuche Nestle mit vorübergehenden Preisnachlässen die Nachfrage anzukurbeln, erklärten Konzernchef Mark Schneider am Donnerstag nach der Veröffentlichung von Halbjahreszahlen. “In einer Zeit, in der die Verbraucher insbesondere am unteren Ende des Spektrums unter Druck stehen, finden mehr Rabattaktionen statt, um Marktanteile zu gewinnen und auszubauen.”
Nachdem Nestle die Preise im Gesamtjahr 2023 noch um 7,5 Prozent hochgeschraubt hatte, waren es in den ersten sechs Monaten 2024 noch 2,0 Prozent, deutlich weniger als Analysten erwartet hatten. Für das Gesamtjahr 2024 senkte Nestle deshalb den Ausblick: Nun erwartet Konzernchef Mark Schneider noch ein organisches Umsatzwachstum von mindestens drei (bisher vier) Prozent.
Immerhin gelang dem Hersteller von Nespresso, Maggi, KitKat oder Perrier nach einem rückläufigen Absatzvolumen im Startquartal 2024 im zweiten Quartal die Wende. Das von den Anlegern stark beachtete interne Realwachstum, das die Absatzvolumen und Veränderungen im Produktmix umfasst, stieg um 2,2 Prozent. Belastet von der ungünstigen Währungsentwicklung sank der Halbjahresumsatz dennoch um 2,7 Prozent auf 45 Milliarden Franken. Der Gewinn lag unverändert bei 5,6 Milliarden Franken.
An der Börse sackten Nestle fast vier Prozent ab. Das höchste interne Realwachstum und die bescheidenste Preisentwicklung sei bei den Wachstumstreibern Kaffee und Tiernahrung zu beobachten, erklärte Bernstein-Analyst Bruno Monteyne. “Dies deutet darauf hin, dass Nestle Rabatt-Taktiken einsetzen musste, um das Volumen in diesem Quartal zu steigern. Das interne Realwachstum ist wichtig, aber zu welchem Preis?” Bei weniger gefragten Waren, etwa Milchprodukten oder Fertiggerichten, seien die Preise gar gesunken. “Die Deflation ist da.” Über das gesamte Spektrum des Nestle-Angebots hinweg sehe die Preisentwicklung schlecht aus.
(Bericht von Oliver Hirt. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)