Schwaches US-Geschäft belastet Stellantis und Nissan

London (Reuters) – Der US-Markt wird für die Autobauer Stellantis und Nissan zum Sorgenkind.

Der weltweit viertgrößte Autobauer Stellantis, zu dem die Marke Chrysler gehört, meldete am Donnerstag einen Gewinneinbruch von 40 Prozent, bei Nissan wurde der Gewinn fast vollständig ausradiert. Stellantis-Chef Carlos Tavares sagte, die Entwicklung seines Unternehmens im ersten Halbjahr sei hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben. Finanzchefin Natalie Knight kündigte zusätzliche Schritte an, um das Blatt auf dem US-Markt zu wenden. “Wir packen den Stier bei den Hörnern”, sagte sie.

Dabei sprach sie vor allem übervolle Bestände und Logistikprobleme in Nordamerika an. “Das ist der Markt, der im Moment am meisten Arbeit bedarf”, sagte sie. Die Produktion solle gedrosselt und die Preise angepasst werden. “Wichtig für uns ist es, Angebot und Nachfrage wieder in Einklang zu bringen.” Die hohen Zinsen verleiden Autokäufern derzeit die Lust auf einen Neuwagen, dazu kommt ein Hackerangriff, der eine bei Autohändlern genutzte Software betraf und im Juni die Geschäfte beeinträchtigte. Nach Daten des Analysehauses Edmunds lag der gesamte Autoabsatz in den USA im zweiten Quartal zwar in etwa auf Vorjahresniveau, Stellantis und Nissan verzeichneten jeweils aber ein deutliches Minus.

Das macht sich in den Zahlen bemerkbar. Stellantis mit Marken wie Opel, Fiat oder Peugeot meldete für die Monate April bis Juni einen Gewinn von 8,5 Milliarden Euro, das ist weniger als von Reuters befragte Analysten erwartet hatten. Die Gewinnmarge sank unter die Marke von zehn Prozent. Die Citi-Experten rechnen mit anhaltenden Problemen. “Wir sehen keine echte Verbesserung, bevor Stellantis seine Lager geleert hat, was allerdings ebenfalls auf die Margen für das Gesamtjahr drücken dürfte.”

NISSAN HOFFT AUF NEUE MODELLE

Bei Nissan brach das operative Ergebnis im Zeitraum April bis Juni sogar um 99 Prozent ein. Der Betriebsgewinn belief sich auf 995 Millionen Yen (6,01 Millionen Euro), verglichen mit 129 Milliarden Yen im Vorjahr, und lag damit weit unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen von 164 Milliarden Yen. “Das erste Quartal war ein sehr schwieriges für Nissan”, gab Konzernchef Makoto Uchida zu.

Nissan ist wegen einer veralteten Modellpalette und einer Verschiebung der Nachfrage in Richtung Hybridfahrzeuge in den USA weniger konkurrenzfähig geworden. Die Hoffnung liegt nun darauf, dass neue und überarbeitete Modelle wie die SUVs Armada und Murano die US-Umsätze im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 anschieben. Bei Analysten stoßen die Pläne aber auf Zweifel.

Die Probleme bei Nissan machen sich auch beim französischen Partner Renault bemerkbar. Renault hält derzeit noch knapp 39 Prozent an Nissan, will diesen Anteil aber auf 15 Prozent reduzieren. Im abgelaufenen Quartal lastete der Verkauf von Nissan-Aktien auf dem Gewinn, der deswegen um 440 Millionen Euro geringer ausfiel. Operativ läuft es bei den Franzosen dagegen rund. Firmenchef Luca de Meo sagte, das Fahrzeugangebot sei so gut wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr.

FORD SPÜRT QUALITÄTSPROBLEME

Dem US-Autobauer Ford machen Qualitätsmängel zu schaffen. Das Unternehmen erwirtschaftete deutlich weniger Gewinn als vor Jahresfrist. Alleine für die Mängelbehebung gab Ford 800 Millionen Dollar zusätzlich aus. Ford-Chef Jim Farley hat es zur Chefsache gemacht, die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen. Dazu hat er unter anderem die Produktion umgestellt. Dennoch muss Ford mehr Autos zurückrufen als andere Autobauer. “Sie sagen zwar, dass Ford ein anderes Unternehmen ist als vor drei Jahren, aber der Finanzmarkt stimmt ihnen hier nicht zu”, sagte der Morgan-Stanley-Analyst Adam Jonas.

Der südkoreanische Autobauer Hyundai profitierte dagegen von einer starken Nachfrage nach Premiummodellen und Hybridfahrzeugen in den USA und erwirtschaftete deutlich mehr Gewinn. Unter dem Strich legte das Ergebnis nach Unternehmensangaben um 23 Prozent auf umgerechnet 2,7 Milliarden Euro zu. Zugleich stimmte die Nummer drei auf dem Weltmarkt auf Gegenwind ein. “Die Nachfrage der Verbraucher nach Autos geht zurück, wir erwarten, dass der Wettbewerb härter wird und die Rabatte zunehmen, was den Ausblick erschwert.”

(Bericht von Nick Carey, Giulio Piovaccari, Daniel Leussink, Gilles Guillaume, Nora Eckert, geschrieben von Christina Amann. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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