Anleger in Europa vor Fed-Entscheid verhalten

Frankfurt (Reuters) – Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank haben sich die Anleger in Europa nicht weit aus der Deckung gewagt.

Dax und EuroStoxx legten am Dienstag jeweils leicht auf 18.368 beziehungsweise 4837 Punkte zu. Mit Spannung warteten Investoren auf die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch. Während Börsianer für diese Woche nicht mit einer Zinssenkung in den USA rechneten, gehen sie fest von einer Zinswende im September aus. “Alles, was den September als möglichen Termin für die Zinswende in den USA infrage stellt, dürfte einen Sturm an der Wall Street und damit auch im Dax am Donnerstag auslösen”, sagte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Im Vorfeld wollten Investoren nicht ins Risiko gehen. “Die großen Akteure halten ihr Pulver trocken oder sind in der Sommerpause”, kommentierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. “Sie bleiben in Deckung, bis mehr Klarheit herrscht, wo es mit den Zinsen hingehen wird.” Auch der Dollar-Index notierte stabil. Gold verteuerte sich indes um bis zu 0,4 Prozent auf 2392 Dollar je Feinunze. “Jedes Signal eines Fed-Vertreters, dass eine Zinssenkung bevorsteht, ist der nächste Katalysator und stützt die weitere Investitionsnachfrage nach Gold”, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo.

SORGEN UM CHINA

Auch Sorgen um die Nachfrage aus China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, belasteten die Stimmung. Zwar kündigte das Politbüro als oberstes Entscheidungsgremium der Kommunistischen Partei laut staatlichen Medien an, den Konsum ankurbeln zu wollen. Konkrete neue Konjunkturmaßnahmen wurden jedoch nicht genannt. Die Furcht vor einer schwächelnden China-Nachfrage drückte am Rohstoffmarkt die Preise für Kupfer und Eisenerz. Zink und Aluminium verbilligten sich auf den niedrigsten Wert seit mehreren Monaten.

“Es herrscht Konsens darüber, dass die US-Wirtschaft in diesem und vielleicht auch im nächsten Quartal schwächer ausfallen wird, und man kann sich nicht wirklich darauf verlassen, dass die Eurozone dafür irgendeinen Ausgleich bietet”, sagte Chris Scicluna, Ökonom bei Daiwa Capital. “China hat seine eigenen Probleme und es sieht nicht so aus, als würde es in Schwung kommen.”

Keine Aussicht auf Besserung lieferten Wirtschaftsdaten aus der Euro-Zone. Die deutsche Wirtschaft legte im Frühjahr überraschend den Rückwärtsgang ein und bremste das Wachstum im Euroraum. Statt des erwarteten minimalen Plus sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal. Zudem trübte sich das Geschäftsklima in der Euro-Zone im Juli weiter ein.

HEIDELBERG MATERIALS DAX-SCHLUSSLICHT

Bei den Einzelwerten geriet Heidelberg Materials unter Druck. Die Aktien des Baustoffkonzerns brachen in der Spitze um 4,7 Prozent ein. Das zweite Quartal habe in Summe leicht unter den Erwartungen gelegen, auch wenn die Jahresprognose bestätigt worden sei, sagte ein Händler. “Das sollte nicht gut genug sein, um Gewinnmitnahmen zu verhindern.” Trotz eines Rückgangs von Absatz und Umsatz hat der Konzern im zweiten Quartal das Betriebsergebnis leicht gesteigert.

Ein Nachfrageeinbruch bei teuren Spirituosen in Lateinamerika machte Johnnie-Walker-Hersteller Diageo zu schaffen. Die Titel des Branchenprimus fielen in London in der Spitze um mehr als zehn Prozent, nachdem der Konzern im abgelaufenen Bilanzjahr mit einem um knapp fünf Prozent niedrigeren operativen Gewinn hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb.

Dagegen punktete der britische Energieriese BP mit einem leicht höheren Gewinn, der über den Erwartungen lag und einer höheren Dividende. BP-Aktien legten in London um bis zu 3,3 Prozent zu. Positive Aussichten und ein Aktienrückkauf trieben auch die Aktien der britischen Bank Standard Chartered nach oben. Die Titel stiegen um rund sechs Prozent, nachdem das Geldhaus einen Aktienrückkauf im Wert von 1,5 Milliarden Dollar angekündigt und seine Gewinnprognose für dieses Jahr nach oben geschraubt hat.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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