Starke Bilanzen treiben Europas Börsen – Fed im Visier

Frankfurt (Reuters) – Mit dem Blick auf mögliche geldpolitische Weichenstellungen in den USA und eine Flut von Firmenbilanzen haben sich Europas Börsen am Mittwoch weiter vorangewagt.

Der Dax legte am Vormittag 0,4 Prozent auf 18.485 Punkte zu. Der EuroStoxx50 gewann 0,9 Prozent auf 4885 Zähler. Nach einer Reihe beruhigender Wirtschaftsdaten aus der Euro-Zone zeigten die Anleger wieder etwas mehr Mut zum Risiko und gingen auf Schnäppchenjagd, sagte Pierre Veyret, Analyst bei ActivTrades.

Zudem stiegen angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks in den USA die Hoffnungen auf sinkende Zinsen. Bei dem Zinsentscheid am Abend (20.00 Uhr MESZ) dürfte die Fed die Füße zwar stillhalten, Investoren hoffen aber auf klare Signale für den Herbst. Blieben diese aus, könne es am Aktienmarkt “richtig ungemütlich” werden, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Anleger an der Wall Street treibt derzeit die Sorge um, dass die KI-getriebene Rally zu weit gegangen sein könnte. “Tatsächlich herrscht in den meisten Märkten weiterhin Unsicherheit, und alle Überraschungen, die die nächste Entwicklung mit sich bringt, könnten zu brutalen Portfolioanpassungen seitens der Anleger führen”, warnte Veyret.

MÄRKTE STEHEN IM BANN DER NOTENBANKEN – BOJ ERHÖHT ZINSEN

Auch für die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt der Weg zu weiteren Zinssenkungen holprig. Die Inflation in der Euro-Zone zog im Juli mit 2,6 Prozent überraschend an. “Offenbar scheint sich die unterliegende Inflation bei rund drei Prozent festzusetzen, also deutlich über dem EZB-Ziel. Das sollten die Befürworter einer weiteren Zinssenkung auf der September-Sitzung im Hinterkopf haben”, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Japans Notenbank rückt unterdessen überraschend schnell von ihrer ultralockeren Geldpolitik ab. Die Währungshüter hoben den Leitzins auf 0,25 Prozent von 0,0 bis 0,1 Prozent an und ließen die Tür für weitere Zinserhöhungen offen. Der Tokioter Leitindex Nikkei gewann 1,5 Prozent, vor allem Bankenwerte wurden nach der Zinsentscheidung gekauft. Am Devisenmarkt stieg der Yen zum Dollar auf den höchsten Stand seit März. Der Dollar schwächte sich im Gegenzug um bis zu ein Prozent auf 150,61 Yen ab. Der Yen ist in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um mehr als zehn Prozent gefallen, was Spekulationen über Stützungskäufe der Notenbank entfacht hatte.

CHIPWERTE IM AUFWIND – KURSSTURZ BEI SIEMENS HEALTHINEERS

Die nachlassende Furcht vor einem Einbruch des wichtigen China-Geschäfts beflügelte europäische Chipindustrie-Zulieferer. Die Aktien von ASML, ASM International und BE Semiconductor zogen um bis zu sieben Prozent an. Insidern zufolge wollen die USA bei ihrer geplanten Verschärfung der Beschränkungen für Technologie-Exporte nach China Firmen aus verbündeten Staaten wie den Niederlanden Ausnahmen gewähren. Im europäischen Finanzsektor stachen HSBC mit einem Kursgewinn von knapp dreieinhalb Prozent hervor. Die britische Großbank übertraf im ersten Halbjahr die Analystenerwartungen und plant milliardenschwere Aktienrückkäufe.

Aktien des Flugzeugherstellers Airbus hoben um bis zu 6,4 Prozent ab. Das Quartal sei teilweise besser ausgefallen als erwartet, urteilten die Analysten von Raiffeisen Research. Rund sieben Prozent abwärts ging es hingegen für die Papiere von Siemens Healthineers. Die Medizintechnik-Tochter von Siemens wächst angesichts eines zähen China-Geschäfts nicht so stark wie erhofft. Hingegen konnten Teamviewer und Auto1 mit starken Zahlen bei den Anlegern punkten. Die Aktien des Softwareentwicklers gewannen bis zu 13,9 Prozent, die Papiere des Gebrauchtwagenhändler stiegen um 17,5 Prozent.

Technische Probleme legten den Handel an der Schweizer Börse lahm. Wie der Börsenbetreiber Six mitteilte, gab es Ausfälle bei der Verteilung von Markt- und Indexdaten, weswegen der Handel angehalten wurde.

(Bericht von Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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